Für den zweiten Teil seiner Nemesis-Reihe stand Regisseur Albert Pyun weder der Hauptdarsteller des Vorgängers noch ein ähnlich großes Budget zur Verfügung. Auch in Sachen Drehbuch musste man anscheinend sparen, so dass Meister Pyun selbst zur Feder griff - und wer sich mit dem Oeuvre des Mannes auskennt, weiß, dass in solchen Situationen meist ganz üble Gurken das Resultat sind.
Die Story entführt uns zunächst in die Zukunft. Angesichts der mit einem Farbfilter aufgemotzten Stock Footage aus "Double Dragon" fühlen wir uns sofort heimisch. 73 Jahre nachdem Alex Rain (wir erinnern uns: der Held des ersten Teils) den Kampf gegen die Cyborgs verloren hat, vegetiert die Menschheit unter der Herrschaft der Maschinenwesen vor sich hin. Doch findige Wissenschaftler haben es geschafft, einen Super-Menschen herzustellen, dem sie den Namen Alex Rain geben. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem Superwesen um ein Baby - ein Mädchen, um genau zu sein. Um das zarte Geschöpf vor den Cyborgs in Sicherheit zu bringen, setzt sich Alex' Mutter zusammen mit ihrem Kind in eine miserabel über die Double-Dragon-Stadt kopierte Zeitkapsel und reist in die Vergangenheit. Aus Budget-Gründen finden sich Mutter und Kind aber nicht im Amerika der Gegenwart wider, sondern im von einem Bürgerkrieg zerrütteten Ostafrika. Nunja, man nimmt, was man kriegt! Die Mutter wird von finsteren Gesellen (Rebellen)abgemurkst, die auch Alex abmurksen wollen. Doch weil dann der Film bereits zu Ende wäre, kommen ein paar freundliche afrikanische Urbewohner zu Hilfe, die die Rebellen abmurksen und das Kind bei sich aufnehmen. Alex reift zu einer hübschen ... äh ... weiblichen ... ach was, zu einem muskelbepackten Etwas heran, das früher mit etwas Fantasie einmal eine hübsche junge Dame gewesen sein könnte. Was wir erblicken, ist die notdürftig bekleidete Bodybuilderin Sue Price, die sich dank Rasta-Frisur und Lendenschurz voll in den Stamm integriert hat. Oder doch nicht? Als sie nämlich in den Kreis der Krieger aufgenommen werden will, sagen einige der Jungs "Ist nicht, Alex. Du bist ne schwache Frau und hast am Herd zu stehen!". Woher wissen die eigentlich, dass sie Alex heißt? Die Mutter ist ja schließlich über den Jordan gegangen, bevor das Kind gefunden wurde. Egal, weiter geht's! So leicht lässt sich Alex nämlich nicht abspeisen: In einem Aufnahmeritual erlegt sie ein Wildschwein, macht im Zweikampf noch den Dorftrottel platt und wird zur Kriegerin ehrenhalber ernannt. Dummerweise haben die doofen Cyborgs nach 20 Jahren endlich herausgefunden, wo die letzte Hoffnung der Menschheit steckt und hetzen ihr den Kopfgeldjäger Nebula auf den Hals. Das Ding sieht aus wie eine Mischung aus Predator und Stubenfliege. Um das billige Kostüm etwas zu kaschieren, hat man per Computer einen billigen, verzerrenden "Schutzschild" über den Körper des Cyborgs gelegt, der aber alles nur noch viel schlimmer macht. Das Ding begibt sich auf die Suche nach Alex. Im Wrack der Zeitkapsel, das man ihr zeigt (naja, eigentlich ist das nur ein in der Erde verbuddelter Metallquader), findet sie ein mächtig großes Messer, das über einen Laserpointer verfügt und hübsch rot glühen kann. Wow! Ein Messer mit Zielvorrichtung - so was will ich auch! Rambo wäre verdammt neidisch. Was folgt, ist eine Verfolgungsjagd, die den Großteil des restlichen Films ausmacht: Der Cyborg rennt hinter Alex her, die unterwegs ein paar Mädchen aufgabelt, die scheinbar ein Flugzeug haben. DIE Gelegenheit, dem furchtbaren Cyborg zu entkommen! Dummerweise steht das Ding auf einem verlassenen Minengelände, auf dem sich auch Rebellen eingenistet haben. Pyun zaubert während der folgenden Schießereien ein paar ziemlich schicke Einstellungen aus dem Hut, lässt Sue Price mit Raketenwerfern beschießen, und für einige hübsche Pyro-Effekte hat das Budget auch noch gereicht. Jedenfalls entpuppt sich das "Flugzeug" nach all den Strapazen als windiger Segelflieger mit Fahrrad-Hilfsmotor, und Alex wird sogar noch über's Ohr gehauen, als die selbstsüchtige Kuh, die vorher ihre Schwester opferte, um die eigene Haut zu retten, alleine damit abhaut. Doch was macht die dumme Schlampe? Statt sich in Sicherheit zu bringen, kreist sie mit leckem Tank über dem Minengelände, während Alex sich mit dem Cyborg (endlich ohne Computer-Schutzschild ... wobei das auch nicht viel besser aussieht) einen letzten Kampf liefert. Als der Blechmann vom Laser-Ziel-Messer tödlich verwundet abnippelt stürzt das Fluggerät noch B-Film-typisch hinter einem Hügel ab und geht in Flammen auf. Schon toll, wie viel Sprit so ein kleiner Tank fassen kann! Alex wird von einem Militärjeep aufgesammelt und fährt dem dritten Teil entgegen, der sich durch einen Computereffekt ankündigt, der über den Bildschirm huscht. Ach ja: Wie soll die genetisch veränderte Alex eigentlich die Menschheit in der Zukunft retten? Schießt sie Blitze aus den Augen, um alle Cyborgs zu verschrotten oder legt sie einen Striptease hin, auf dass den Maschinen die Schaltkreise durchbrennen? Wir wissen es nicht. Aber vielleicht ... nur vielleicht ... lüftet ja der dritte Teil dieses Geheimnis!
Fazit: Billige, aber dennoch temporeiche und in den Actionszenen hübsch anzusehende Fortsetzung. Gar nicht mal schlecht.
Wertung: 3 von 5
Als kleinen Bonus gibt's das Nemesis-Thema zum runterladen:
Hier klicken.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen