
Tja, was soll ich sagen? Ich mochte "House of the Dead" schon in seiner Ursprungsfassung nicht, und der "Videogame Movie", den man nun draus gemacht hat, ist nicht unbedingt besser. Als Bonusmaterial wäre das Ding durchaus interessant, aber im Nachhinein bereue ich die 10 Euro, die ich dafür geblecht habe.
Dabei ist Uwe Boll so ein netter Kerl! Kommen wir deshalb mal zum Anlass meines Aufenthalts in seiner Toilette. Nein, nicht, was ein paar Pappnasen jetzt vielleicht denken! Wir hatten einen Interview-Termin bei Uwe Boll zuhause in Mainz.
Nach vier Stunden Autobahn kommen wir an, fahren die imposante Auffahrt zu seinem Anwesen hoch, das direkt neben einer Betonfabrik liegt, packen das Equipment aus und klingeln. Der Haustürschlüssel steckt von außen! Hundegebell. Hey, die Boll-Dawgs kenne ich doch aus den Audiokommentaren! Boll öffnet, schaut uns irritiert an: "Hatten wir einen Termin?" Ja, den haben wir. Schon vor Wochen ausgemacht. Er bittet uns rein. "Geht schonmal durch ins Wohnzimmer, ich hab hier noch ein Interview. Bin gleich da." Wie sich später herausstellt, war es ein Interview mit der Financial Times, der es finanziell nicht so gut zu gehen scheint. Schließlich schlägt der Redakteur Bolls Angebot, ein Taxi zu rufen, ab und fragt nach der nächsten Bushaltestelle. Aber machen wir mal chronologisch weiter.
Wir kommen ins Wohnzimmer des riesigen Hauses, das gute fünf Jahre leerstand, bevor Uwe Boll es sich günstig zulegte. Okay, in einen Teil des Wohnzimmers. An die Entertainment-Ecke ist noch ein größeres Zimmer angeschlossen. Mit großem Tisch und einer Hundecouch (das sagen uns die vielen Haare auf den Decken). Die haben sich die Vierbeiner aber auch verdient. Die beiden Audiokommentar-Stars sind richtig lieb und knuddelig. Vorher wohnte der umstrittene Regisseur zusammen mit seiner damaligen Freundin in einer Dachwohnung in der Mainzer Innenstadt, wie uns der Redakteur des Frankfurt Journals erzählt, der etwa eine viertel Stunde nach uns ankam. Aber ich greife ja schon wieder vor! Das Haus ist unglaublich karg eingerichtet, man könnte meinen, dass noch nie eine Frau hier war. Einer der Kollegen bemerkt treffend: "Hey, wenigstens weiß ich jetzt, dass auch Filmregisseure Spinnweben haben!", und deutet auf eine Ecke des Entertainmentzimmers. Außer Spinnweben gibt es noch eine bequeme Couch und einen riesigen Fernseher an der Wand. Der DVD-Player steht zusammen mit einem Sat-Receiver und der Surround-Anlage auf dem Boden. In einem kleinen Rollregal finden sich diverse DVDs, ein Plattenspieler und einige Bücher - oben drauf thront der Subwoofer! Das habe ich auch noch nie gesehen. Eigentlich gehört so ein Ding auf den Boden, möglichst in eine Ecke. Aber bestimmt nicht auf Kopfhöhe in ein schmuckloses Regal.
Irgendwann trifft besagter Redakteur des Frankfurt Journals ein, der gekommen ist, um sich "Far Cry" anzusehen, und wird direkt zu uns ins Wohnzimmer geschickt. Nach weiteren 5 Minuten lugt Boll zu uns rein: "Es wird noch ein bisschen dauern. Wollt ihr was trinken? Kommt mal mit in die Küche!" Er zeigt uns, wo Gläser, Wasser, Apfelschorle sind, bietet noch schnell die Benutzung des imposanten Kaffee-Automaten an und verdrückt sich wieder in Richtung Arbeitszimmer. Da stehen wir nun - alleine in Uwe Bolls Küche. Nicht, dass jemand geschnüffelt hätte, aber im Gefrierschrank findet sich neben einem Pizza-Turm auch ein Hundenapf mit gefrorenem Wasser. Hmm ... gefrorenes Wasser für die Hunde? Warum? Für schlechte Zeiten? Egal.
Zurück ins Wohnzimmer. Schließlich muss das Interview vorbereitet werden. Der große Tisch eignet sich wegen des Panoramafensters mit Blick auf den Main gut als Schauplatz des Spektakels, also stellen wir dort die Kamera auf. Dabei sticht uns ein Zettel ins Auge: "Alles putzen, alles waschen!" Wie Boll uns später erklärt, ist das eine Nachricht für seine Eltern, die sich um alles kümmern, während er für Dreharbeiten in Kanada ist. Alles putzen, alles waschen. Okay ...
Der Hammer kommt aber noch: Als wir mit dem Interview fertig sind, lasse ich meine "Schwerter des Königs"-Blu-ray signieren, Boll drückt mir noch ein "Tunnel Rats"-Poster in die Hand, und verschwindet dann mit den Worten: "Ich muss jetzt unbedingt noch mit den Hunden raus. Ihr könnt aber in aller Ruhe euer Zeug packen, ihr wisst ja, wo's raus geht." Tja, plötzlich sind wir alleine in Uwe Bolls Haus. Nicht zu vergessen, der Kollege, der sich im Arbeitszimmer immer noch "Far Cry" anschaut. Beim Rausgehen bemerken wir die sperrangelweit geöffnete Tür und die von außen steckenden Schlüssel. Vor ungebetenen Gästen hat Herr Boll scheinbar genauso wenig Angst wie vor Kritikern und Bashern.