Freitag, Januar 08, 2010

Universal Soldier: Regeneration

Wow! “Universal Soldier” ist soweit ich weiß die einzige Filmreihe, zu der es jeweils zwei zweite und dritte Teile gibt. Angefangen hat alles mit Roland Emmerichs Kinofilm “Universal Soldier” von 1992 (btw immer noch eines seiner besten Werke), in dem es um wiederbelebte US-Soldaten ging, die als nahezu unbesiegbare militärische Superwaffe keinen eigenen Willen hatten und stumpf ihren Befehlen folgten. Hier durften sich Jean-Claude Van Damme als Luc Deveraux und Dolph Lundgren als Andrew Scott ordentlich die Vorderzähne verbiegen. Sogar unser “Weltstar” Ralle Möller durfte als hirnamputierter Muskelberg sein penetrantes Grinsen in die Kamera halten. Nach dem Erfolg des ersten Teils wurden natürlich Rufe nach einer Fortsetzung laut. Doch die kam nicht ins Kino, sondern wurde in Kanada fürs Fernsehen runtergekurbelt: In “Universal Soldier II: Brothers in Arms” (1998) wird Van Dammes Figur von C-Klasse Knallcharge Matt Battaglia (vornehmlich in Fernsehserien aktiv) verkörpert und trifft auf den verschollenen Bruder, der ebenfalls ein UniSol ist. Und dann waren da noch zwei Typen, die für Geld wirklich alles machen: Burt Reynolds und Gary Busey durften die Bösen mimen. Das machte den Schrott aber auch nicht besser. Eine Fortsetzung war übrigens nicht genug, und so konzipierte man das Ding als Zweiteiler. “Universal Soldier III: Unfinished Business” folgte auf den Fuß und war ebenso mies wie der Vorläufer. Soweit, so gut.
Um ein wenig Chaos in die Reihe zu bringen, kam 1999 die “echte” Fortsetzung “Universal Soldier: The Return” mit mäßigem Erfolg in die Kinos. Der Streifen brachte Van Damme zurück und ignorierte die TV-Fortsetzungen. Gut war er allerdings trotz Ex-Wrestler Bill Goldberg und Michael Jai White (“Undisputed 2”) als Gegner nicht.
Um die fast nicht vorhandene Kontinuität vollkommen zum Teufel zu schicken, kommt nun nach geschlagenen zehn Jahren der zweite dritte Teil “Universal Soldier: Regeneration” in die Videotheken und ignoriert alles, was nach dem ersten Teil im Fernsehen oder auf der Kinoleinwand geschah!

Im Gegensatz zu “Universal Soldier: The Return”, in dem Luc Deveraux komplett genesen und ein ganz normaler Mensch war, steckt er hier mitten in einer Umerziehung und soll wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden. Zeitgleich nehmen Terroristen Geiseln und fordern die Freilassung russischer Kriegsgefangener. Um die Forderung zu unterstreichen, drohen sie damit, die Überbleibsel des Atomreaktors von Tschernobyl in die Luft zu jagen. Was noch keiner weiß: Die Terroristen haben schlagkräftige Unterstützung in Form eines weiterentwickelten Universal Soldier Prototypen (UFC-Fighter Andrei “The Pitbull” Arlovski), den ein abtrünniger US-Wissenschaftler beisteuert.
Die US-Militärs schalten sich ein und schicken einen ganzen Trupp UniSols in die verfallene Atom-Anlage … doch die werden vom Pitbull in Rekordzeit eliminiert. Was tun? Na klar: Noch schnell ein paar Soldaten verbraten und dann als letzten Strohhalm Deveraux reaktivieren!

”Universal Soldier: Regeneration” ist eine Videopremiere, und das sieht man dem Streifen während der gesamten Spielzeit auch deutlich an. Gedreht wurde mit minimalem Budget in Bulgarien, praktisch der komplette Film spielt auf dem verfallenen Fabrikgelände, das als Tschernobyl herhalten muss, und wenn in einer Rückblende “US-Soldaten” mit markanten osteuropäischen Gesichtszügen auftauchen, weiß man zunächst nicht, ob man lachen oder weinen soll. Auch der Rest der Ausstattung kann nicht mit den Vorgängern mithalten: Labors und Hightech-Gimmicks sehen einfach zu billig aus.

Doch als gestählter Videopremieren-Konsument sieht man schnell darüber hinweg, denn die Action und die Atmosphäre sind wirklich gelungen. Der Film hat einen sehr dreckigen, beinahe dokumentarischen Look und gönnt sich keinerlei auflockernde Witzchen oder lockere Sprüche. Damit entfernt sich “Universal Soldier: Regeneration” deutlich vom zwar harten, aber dennoch augenzwinkernd inszenierten ersten Teil der Reihe. Hier ist kompromissloses Vorgehen angesagt … Kämpfe beschränken sich auf einige wenige Mixed-Martial-Arts-Manöver und gnadenlose Fausthiebe oder gezielte Messerstiche. Zusammen mit dem erwähnten dokumentarischen Look des Films ist das teilweise richtig hart anzusehen und erinnert an “auf realistisch getrimmte” Videospiele wie etwa “Call of Duty: Modern Warfare”.

Der Vergleich mit einem Videospiel ist besonders in der letzten halben Stunde gar nicht verkehrt, wenn Van Damme als Kampfmaschine erst über den Hof rennt und sein Maschinengewehr leer ballert, dann ins Gebäude stürmt, wo er das Magazin seiner Pistole in Gegner entleert, und dann den Rest mit dem Messer erledigt. Im nächsten Stockwerk wartet der Zwischengegner, und anschließend gibt sich der Obermotz ein Stelldichein.
Beim Zwischengegner handelt es sich um Dolph Lundgren, der in etwa acht Minuten Screentime als geklonter Andrew Scott zurückkehren darf und von Van Damme effektreich abserviert wird. Das Wiedersehen mit dem durchgeknallten Psychopathen aus Teil eins ist zwar ganz nett, aber letztendlich für die Story völlig überflüssig. Lundgren hat keine weitere Funktion, als auf Van Damme zu treffen und sich mit ihm durch Wände zu prügeln. Auf mich wirkt es, als hätte man kurz vor knapp Lundgrens Zusage bekommen und ihn noch schnell ins Script reingeschrieben.

Auch Van Damme hat nicht allzu viel Screentime (etwa 45 Minuten), doch hat man seine Szenen so geschickt auf den Film verteilt, dass nur während der Anfangs-Credits auffällt, dass Andrei Arlovski der eigentliche Hauptdarsteller ist. Nach der Nennung des UFC-Hünen folgen dort nämlich ein kleinlautes “with Dolph Lundgren” sowie “and Jean-Claude Van Damme as Luc Deveraux”. Van Dammes Mitwirken ist einzig und allein der Tatsache zu verdanken, dass er dem Produzenten noch einen Film “schuldete”! Immerhin macht er das beste daraus und legt seine Figur als trauriges Geschöpf an, das zwar außer dem Kämpfen keine richtige Funktion hat, aber eigentlich nur normal sein möchte.

Aufmerksamen Zuschauern dürften die “Blade Runner”-Zitate auffallen, die etwa bei der Konditionierung der Universal Soldiers eingestreut werden: Die Fragen, die man den Kampfmaschinen stellt (siehe Replikantentest), sowie der Moment, als Lundgren seinem Schöpfer die Augen ausdrückt, erinnern verdächtig an Ridley Scotts Klassiker. Doch sich über solche Dinge Gedanken zu machen, ist beinahe schon zu viel Aufmerksamkeit, die man “Universal Soldier: Regeneration” zuteil werden lässt. Im Endeffekt soll der Film schließlich nur unterhalten … und das schafft er tatsächlich ganz gut, wenn man über das fehlende Budget hinwegsehen kann.

Wertung: 3,5 von 5



Und wenn ihr euch den Film nicht anseht, frisst euch Andrei Arlovski auf!

Mittwoch, Januar 06, 2010

Ninja

Ich liebe es, wenn ein Filmtitel sofort klarmacht, um was es geht: “Ninja” ist simpel und trifft den Nagel dennoch auf den Kopf. Hier geht es um Ninjas! Der Rohrkrepierer “Ninja Assassin” hingegen lässt den Kenner zunächst stutzen. Der Titel ist doppelt gemoppelt, weil Ninja und Assassin im Prinzip dieselbe Bedeutung haben. Oder sollte der Titel auf einen Killer hinweisen, der sich vornehmlich um Ninjas kümmert? Wohl kaum.
”Ninja” vom israelischen B-Film-Regisseur und Kampfkünstler Isaac Florentine hätte zwar auch “American Ninja” heißen können, da es um einen amerikanischen Ninjakämpfer geht, doch dieser Titel ist ja bekanntlich schon vergeben.

In dem von Nu Image produzierten Actionspektakel dreht sich alles um eine uralte Kiste, die Yoroi Bitsu. In der schlummert die antike Arbeitskluft eines Vorfahren des Ninja-Dojos, in dem der Amerikaner Casey aufwuchs. Casey hat einen erbitterten Rivalen in der ansonsten brav trainierenden Ninja-Familie: Der grimmige Masazuka gönnt dem Gaijin nicht die Stellung des Klassenprimus. Als es im Trainingskampf zu einer ernsthaften Auseinandersetzung zwischen den beiden kommt, greift der weise Sensei ein und setzt Masazuka vor die Tür. Enttäuscht schlägt er sich mit Hightech-Anzug als “Ninja for hire” durch und kehrt eines Tages ins Dojo zurück. Er fordert vom Sensei die Herausgabe der Truhe, die er von rechts- und linkswegen als sein legitimes Erbe ansieht. Doch der Meister wirft ihn erneut hinaus und schickt die Truhe nach New York. Dort kommt es nach einigen deftigen Handgemengen zum großen Showdown der Ninjas.


”Ninja” braucht zwar ein wenig Zeit, um in Fahrt zu kommen, doch nach knapp 30 Minuten reiht sich eine Actionszene an die andere. Anders als im Kino-Gegenstück “Ninja Assassin” mit seinen Maschinengewehr-Wurfsternen und Pixelblut-Fontänen beschränkt sich der Einsatz von CGI in der Videopremiere auf das Nötigste – rote Flecken auf weißen Kleidungsstücken sowie hier und da ein paar Blutspritzer. Klar, das hätte man auch auf die altmodische Art machen können, doch was soll’s? Es kommt nie zu einem Computergrafik-Overkill … und das ist in heutigen Zeiten immerhin auch was wert! “Ninja” beschränkt sich außerdem nicht auf drei Waffen, sondern lässt die Figuren mit allem zu Werke gehen, was die Ninja-Mythologie hergibt: Neben dem Katana kommen Blasrohre, Rauchbomben, Gift, Bo und sogar Pfeil und Bogen zum Einsatz.
Richtig coole Kämpfe gibt es zuhauf. Vor allem die U-Bahn-Sequenz hat mir gut gefallen: Trotz des beengten Raums hat man eine ansehnliche und vor allem harte Choreographie auf die Beine gestellt.


Die Action ist fantastisch und vor allem übersichtlich: Es gibt keine verwackelten Bilder oder Choreographie-vernichtenden Close-Ups während der Kämpfe. Hauptdarsteller Scott Adkins (bekannt aus “Undisputed 2” oder meinetwegen auch als Waffe-XI in “X-Men Origins: Wolverine”) bleibt zwar in den Handlungsszenen drehbuchbedingt sehr blass, doch wenn’s ans Eingemachte geht, ist er ganz in seinem Element. Schön, dass man nach zahllosen Boxgroup-Sängern und fachfremden Schauspielern endlich mal wieder einen echten Martial Artist in der Rolle eines Kämpfers sehen darf!
Anders als Adkins überzeugt Masazuka-Darsteller Tsuyoshi Ihara (“Letters from Iwo Jima”)auch außerhalb seiner Kampfszenen. Die Figur des bösen Ninja ist tatsächlich um ein Vielfaches interessanter als sein profilloser Gegenspieler.


Etwas befremdlich wirken zuweilen die Studiokulissen: Gedreht wurde “Ninja” in den bulgarischen Nu Image-Studios, die seit neuestem über eine New York-Kulisse verfügen. So umgeht man zwar gekonnt den typischen Videopremieren-Ostblock-Look, doch an dem einen Straßenzug sowie der einen Dachkulisse hat sich der Zuschauer schnell sattgesehen … zumal das Budget offensichtlich nicht ganz reichte, eine überzeugende Skyline in die Greenscreen-Aufnahmen zu kopieren. Doch das ist alles nebensächlich, denn genau wie erwartet ist Isaac Florentines Werk ein mehr als solider Beitrag zum Martial-Arts-Genre. Ich wünschte nur, irgendjemand würde dem Mann endlich mal ein vernünftiges Budget in die Hand geben. Nicht auszudenken, was Florentine mit entsprechendem Produktionsetat auf die Kinoleinwand zaubern könnte!

”Ninja” erscheint in Deutschland Ende März auf DVD und Blu-ray (geschnitten mit FSK-18-Freigabe, ungeschnitten mit dem Segen der Juristenkommission). Das dürfte in etwa zeitgleich zur Heimauswertung von “Ninja Assassin” sein. Ich kann nur jedem raten, das Joel Silver-Abfallprodukt im Regal stehen zu lassen und sich für den Ninjafilm ohne Dämonen, hektische Schnitte und Dialogszenen auf RTL-Fernsehfilm-Niveau zu entscheiden. “Ninja” wischt mit dem “Ninja Assassin” den Boden auf!"

Wertung: 4 von 5

Dienstag, Dezember 15, 2009

Avatar

James Cameron saß für "Avatar: Aufbruch nach Pandora" das erste Mal seit "Titanic" wieder für einen Kinofilm auf dem Regiestuhl. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an das Werk, das nichts Geringeres vollbringen soll, als die Tricktechnik zu revolutionieren. Cameron kündigte an, dass seine Hauptfiguren, die blauhäutigen Na'vi, zwar aus dem Computer kommen, doch auf der Leinwand so lebendig wirken sollen, wie die menschlichen Darsteller, die neben ihnen spielen. Gewagte Worte! Vor allem angesichts der Tatsache, dass schon andere technikverliebte Regisseure wie George Lucas und Peter Jackson an ähnlichen Vorhaben scheiterten: Das Fischmaul Jar-Jar Binks aus "Star Wars: Episode 1" versagte kläglich und hob sich wegen seiner Videospiel-Ästhetik stets von den menschlichen Darstellern des Films ab. Erfolgreicher schlug sich Gollum aus der "Herr der Ringe"-Trilogie. Auch er war jederzeit als Computergrafik zu erkennen, wirkte aber ungleich lebendiger als die unlustige Ulknudel aus Lucas' Sternenkrieg-Saga. Doch nun kommt James Cameron daher und behauptet, dass mit seinem Film alles anders wird. Kann der "Titanic"-Regisseur tatsächlich Wort halten?

Die Story von "Avatar: Aufbruch nach Pandora" dreht sich um das Volk der Na'vi, die auf ihrem Planeten von profitgierigen Menschen immer weiter zurückgedrängt werden. Den Konzernen geht es um ein wertvolles Mineral, das nur auf Pandora vorkommt. Wie der Zufall es will, liegt direkt unter der Behausung eines Na'vi-Stammes ein gigantisches Vorkommen dieses Minerals. Die katzenhaften Wesen müssen also verschwinden. Das Militär sitzt zwar schon in den Startlöchern, doch Wissenschaftler haben eine Möglichkeit entdeckt, das menschliche Bewusstsein in künstlich geschaffene Na'vi-Körper, sogenannte Avatare, zu versetzen. So will man auf friedliche Weise das Vertrauen der blauhäutigen Ureinwohner Pandoras gewinnen und sie zur Umsiedlung überreden. Einer der Teilnehmer dieses Avatar-Programms, der querschnittsgelähmte Jake Sully, findet zusehends Gefallen am Leben als Na'vi, und verliebt sich sogar in die Häuptlingstochter. Dennoch berichtet er insgeheim ans Militär und plaudert taktisch wertvolle Geheimnisse aus. Alles läuft auf eine Konfrontation hinaus.

Der deutsche Untertitel "Aufbruch nach Pandora" ist etwas unglücklich gewählt. Hier bricht nämlich niemand nach Pandora auf. Der Planet wird schon längst von den Menschen ausgebeutet. Die Grundgeschichte vom Kampf der rückschrittlichen Ureinwohner gegen die hochtechnisierten Invasoren ist im Prinzip lediglich eine Variation der Besiedelung des amerikanischen Kontinents durch die Europäer. Man könnte sogar sagen, den Plot des Films hat man in "Der mit dem Wolf tanzt" schon längst gesehen. Auch das Drehbuch, für das der Star-Regisseur angeblich mehr als 12 Jahre brauchte, erschöpft sich in übelster Schwarzweiß-Malerei und bietet neben eindimensionalen Cartoon-Charakteren sowie haufenweise Logiklöchern nichts, aber auch gar nichts Neues. Wenn man "Avatar: Aufbruch nach Pandora" auf diese Punkte reduziert, tut man Camerons Action-Drama allerdings Unrecht. Sein Hauptanliegen ist es, den Zuschauer mit Effekt-Bombast zu unterhalten. Und besonders in der 3D-Version des Films gelingt das hervorragend. Alles wirkt unglaublich plastisch, und die große Schlacht gegen Ende des Films lässt so manchem Zuschauer garantiert den Kiefer herunterklappen.

Um noch einmal die Frage vom Anfang aufzugreifen: James Cameron ist es als erstem Filmemacher tatsächlich gelungen, computergenerierte Figuren mit Leben zu erfüllen. Es sind hauptsächlich die Na'vi-Szenen, die den Zuschauer über die 160 Minuten Lauflänge bei der Stange halten. Man will mehr über sie erfahren, freut sich mit ihnen, zittert mit ihnen. Zusammen mit dem Jake-Sully-Avatar entdeckt man die wunderschöne Welt Pandoras und macht genauso große Augen wie er, wenn er zum ersten Mal die fremdartige Vegetation wahrnimmt oder die schwebenden Felsen erklimmt.
Dazu folgende Hintergrundinformation: Die Trailer haben für mich nicht funktioniert, ich wollte die Katzenschlümpfe wirklich hassen, ich wollte den ganzen Film hassen. Mit diesem Vorsatz ging ich in die Pressevorstellung. Bis auf zwei "Augenverdreh-Momente" und die extreme Gut-Böse-Geschichte mit dem viel zu schießgeilen Militär samt aufgesetztem, unglaubwürdigem Zweikampf-Finale mochte ich "Avatar" allerdings sehr. Gegen Ende habe ich mit den Schlümpfen sogar mitgefiebert. Wow. Ich bin mir sicher, dass der Film auf einem "flachen" Heimmedium seine ganzen Schwächen offenbaren wird, doch für die Kinoauswertung muss ich sagen: Mission erfüllt.

Eine Frage stellt sich allerdings: Zeichnet Cameron die Menschen als zweidimensionale Abziehbildchen, um die Na'vi in den Vordergrund zu rücken und im Gegensatz zu den platten Erden-Militärs plastisch wirken zu lassen? Ist das der Trick, der nötig war, uns Computerfiguren lebendig erscheinen zu lassen?
Eines kann man auf jeden Fall mit Gewissheit sagen: "Avatar: Aufbruch nach Pandora" ist ein einmaliges Erlebnis, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Und auf keinen Fall sollte man sich den Film auf einer "flachen" Leinwand ansehen. Nur in 3D funktioniert das Gesamtkunstwerk "Avatar" so, wie der Regisseur sich das vorstellte - schließlich kommt ja auch keiner auf die Idee, bei einer Blu-ray die Farbe wegzudrehen!

Wertung: 4 von 5

Sonntag, Dezember 13, 2009

Ninja Assassin

“Everything’s better with Ninjas” lautet der weise Leitspruch von Badmovies.de … demnach müsste “Ninja Assassin” ein echter Knüller sein, treten die maskierten Schattenkämpfer in James McTeigues (“V for Vendetta”) Film doch im Überfluss auf und schlitzen sich noch dazu durch unsere Hauptstadt Berlin. Aber: Stimmt die Gleichung wirklich?
Zu einem solchen Ereignis (ein Ninja-Film auf der Leinwand!!!) hätte ich eigentlich die passende Montur anziehen sollen, aber da ich kein Ninja-Kostüm im Schrank habe – nicht mal ein buntes Stirnband mit der Aufschrift “Ninja” – habe ich das dann doch gelassen.

Die Story von “Ninja Assassin” ist so hohl wie verworren. Gerade so, als hätte Produzent Joel Silver einen Nu Image-Schreiberling angeheuert, der dort den letzten Seagal-Streifen verbrochen hat. Das Drehbuch schwankt zwischen “unfreiwillig komisch”, “banal” und “total hirnrissig”. Umso erschreckender, dass neben Newcomer Matthew Sand dafür kein Geringerer als J. Michael Straczynski verantwortlich zeichnet. Der Mann hat mit “Babylon 5” immerhin eine respektierte Sci-Fi-Serie erschaffen. Für den “Ninja Assassin” hat er offenbar in den mentalen Zweitklässler-Modus zurückgeschaltet, denn was da auf der Leinwand abgeht, spottet jeder Beschreibung und könnte dabei herauskommen, wenn zwei Kids mit ihren Actionfiguren spielen. Als Zuschauer windet man sich angesichts der üblen Dialoge und Plotholes förmlich vor Schmerzen. Gerade gegen Ende sitzt man angesichts dessen, was da an Irrsinn passiert, nur noch staunend im Kinosessel und schüttelt wahlweise den Kopf oder klatscht sich im Sekundentakt die flache Hand auf die Stirn.

Noch mehr als die miese Story wurmt mich das, was Hollywood aus meinen geliebten Maskenmännern gemacht hat: Die Typen können sich in Luft auflösen und dann aus dem nächsten Schatten kriechen. Ganz ohne Rauchbomben, sondern per Computertrick. Das macht die Jungs also zu Dämonen. Unterstützt wird dieser Eindruck von der bekloppten Idee, jedesmal, wenn die Ninjas sich einem Opfer nähern, Flüsterstimmen einzuspielen: “Schlitz ihn auf!” “Töte ihn!” … was soll das? Und was hat das Militär im Finale zu suchen? Wie sind die mit Panzern und anderen schweren Einsatzfahrzeugen bis zum Ninja-Dojo in den japanischen Bergen vorgedrungen? Wie uns ein CGI-Shot gegen Ende zeigt, gibt es da keinerlei Straßen oder befestigte Wege!

Es scheint, als hätte man das Drehbuch mit der heißen Nadel um die zugegebenerweise netten Kampfszenen gestrickt. Die Ninjas wirbeln durch die Luft und beharken sich mit exotischen Waffen, dass es eine wahre Freude ist. Zumindest in der Hälfte der Fälle. Irgendein hirnamputierter Kameramann muss sich gedacht haben: “Die haben so schöne Choreographien entwickelt … wie kann ich das alles zerstören?” Die Lösung lautet wie so oft: Mit der Wackelkamera schön nah ranzoomen! Argh! Immerhin ist “Ninja Assassin” der wohl blutigste Film, den ich dieses Jahr auf der Kinoleinwand erleben durfte. Die Gliedmaßen fliegen im Überfluss, Körper werden mit schöner Regelmäßigkeit zerteilt, und alleine der Anfang hat mehr Blut und Gekröse als “John Rambo”, wie ein verzückter Checker südländischer Abstammung anschließend auf der Toilette bemerkte. Und da gehört der Film eigentlich auch hin: In die Toilette und schnell runtergespült. Tja, Splatter ist nicht alles. Jammerschade drum. Ich bin ja eigentlich für jeden Blödsinn zu haben, aber "Ninja Assassin" geht entschieden zu weit!

Wertung: 1 von 5

Freitag, Dezember 04, 2009

Gamer

So, ich schätze, nun darf ich endlich meinen Senf zu "Gamer" mit Gerard Butler abgeben, den ich im Münchener Testscreening schon ... wann war das? ... im Juli? ... gesehen habe. Witzig: Wir durften mitentscheiden, welchen Titel der Film in Deutschland tragen soll. Zur Wahl standen "Game", "Gamer" und "Citizen Game". Das Werk der "Crank"-Macher behandelt die komplett vernetzte Zukunft unserer Gesellschaft. Verbrecher werden zu Spielfiguren im brutalen Killerspiel "Slayers", und für ein wenig Kohle kann man sich in "Society" als "Second Life"-Hure verdingen. Sind ja tolle Aussichten! All das wird vom durchgeknallten Fantastilliardär Ken Castle (Michael C. Hall aus "Dexter") kontrolliert, der wohl an Bill Gates oder Steve Jobs erinnern soll.

Die Story dreht sich um Simon, den Superstar der Spielewelt, und dessen "In-Game-Charakter" Kable (Butler). Verbotenerweise nehmen die beiden Kontakt zueinander auf, und Simon beschließt, Kable bei der Flucht zu helfen. Ihr gemeinsames Ziel ist es, Castle zur Strecke zu bringen und dem ganzen Mind-Control-Nonsens ein Ende zu machen. Dazu schließt sich Kable nach einigem Zögern einer Untergrundbewegung an. Zwischendurch hat er allerdings noch Zeit, seine Frau aus den fettigen Klauen eines widerlichen Society-Spielers zu befreien. Vor dem Finalkampf gegen Castle und dem unglaubwürdigen Ende steht daraufhin nur noch eine bizarre Musical-Einlage (!). Uff!

Je weiter sich die Spieldauer dem Ende neigt, desto wirrer und irrer wird der Film. Die Sing- und Tanznummer von Michael C. Hall, der damit wohl das Klischee des redseligen Bond-Schurken parodieren soll, ist der Höhepunkt in einer Reihe höchst abstruser Einfälle. Und damit dürfte klar sein, dass "Gamer" bei weitem nicht der gradlinige Actionkracher ist, als der er beworben wird. Was mir dabei gar nicht schmeckt ist die Tatsache, dass der Film (unbeabsichtigt?) ins Horn der Spielegegner stößt, diese den Film aber trotzdem nicht als Bestätigung ihrer Thesen verstehen werden und ihn letztlich nur als weiteres Gewalt-Machwerk mit einigen äußerst geschmacklosen Szenen abtun werden: Gamer werden als degenerierte Geeks dargestellt, die sich entweder an blutigen Shootern ergötzen oder ihre kranken Fantasien im "Second Life"-Klon "Society" ausleben.

Die Regisseure Neveldine und Taylor ziehen bei der Inszenierung dieses Bockmists sämtliche Register, um den Zuschauer an den Rand eines epileptischen Anfalls zu bringen: Rasend schnelle Schnitte und wacklige Handkamera mögen zwar in "Crank" bestens funktioniert haben, doch hatte das auch mit dem durchgeknallten Thema des Films zu tun. Bei "Gamer" wirken diese Spirenzchen einfach nur unpassend und nervtötend. Immerhin sind einige Einstellungen in der "Slayers"-Arena wirklich gut gelungen und erinnern tatsächlich an typische Situationen aus Shootern wie dem berühmt-berüchtigten "Counter-Strike" oder meinetwegen auch "Modern Warfare".

Ich weiß zwar nicht genau, inwieweit sich die "Arbeitsfassung", die beim Testscreening in München gezeigt wurde, vom fertigen Film unterscheidet, aber es würde mich doch sehr wundern, wenn man den Film in der kurzen Zeit noch einmal neu gedreht hätte, um ihn genießbar zu machen! Ach ja ... Die deutsche Kinofassung ist für die FSK-Freigabe "leicht" geschnitten worden. Das bedeutet: Wer wirklich Interesse an dem Streifen hat, sollte auf die hoffentlich ungekürzte Heimversion warten. Aber glaubt mir, sooo heftig ist das Ding gar nicht! Gorebauern werden enttäuscht.

Wertung: 1 von 5