Mittwoch, August 18, 2010

The Expendables

Die Gamescom hat begonnen. Vor der Reise nach Köln will ich aber noch schnell meine Eindrücke zu "The Expendables" kund tun. Alleine die Tatsache, dass Sylvester Stallone für seine Söldner-Action dermaßen viele bekannte Gesichter versammeln konnte, reicht ja eigentlich schon fast für die Höchstpunktzahl. Doch so einfach will ich es ihm (und mir) nicht machen. Der Film hat nämlich durchaus ein paar Schwächen. Ob die wohl reichen, ihm das Genick zu brechen (wie es Steve Austin während der Dreharbeiten bei Sly tat)?

Die Story dreht sich um eine Söldnertruppe, die sich selbst "The Expendables", also "Die Entbehrlichen" nennt. Unter der Führung von Barney Ross (Sylvester Stallone) kümmert sich das Team zu Beginn des Films um ein paar Piraten, die Geiseln genommen haben. Da es sich dabei um die klassische Einführungssequenz der Charaktere handelt, ist klar, dass die Typen ratzfatz weggeputzt sind. Einfach um zu zeigen, was die Expendables so drauf haben und dass sie nicht nur Kollegen, sondern Freunde sind. Echte Männerfreunde natürlich! Lee Christmas (Jason Statham) wetteifert mit Barney darum, wer die Gegner schneller erledigen kann ... Barney mit seiner Wumme oder Lee mit den Wurfmessern. Der Mann fürs Grobe, Hale Caesar (Terry Crews), und Sprengstoffexperte Toll Road (Randy Couture) halten sich dagegen eher im Hintergrund. Außerdem zeigt sich, dass all die Jahre im Einsatz nicht spurlos an den Kerlen vorbeigegangen sind: Schwede Gunnar (Lundgren) dreht durch. Er stellt sich erst gegen Ying Yang (Jet Li, der Rollenname lautet wirklich so) und dann gegen seine Kameraden. Das hindert die Jungs aber nicht daran, den Auftrag erfolgreich zu beenden und nach Hause zu jetten, wo sie im Tattoo-Studio von Ex-Expendable (ha!) Tool (Mickey Rourke) auf den nächsten Job warten.
Und das führt zur im Vorfeld wohl meistdiskutierten Szene überhaupt: Diesen nächsten Job soll sich Barney nämlich während eines Treffens mit Mr. Church (Bruce Willis) abholen. Doch der erwartet noch einen zweiten Kandidaten: Trench (Arnold Schwarzenegger). Barney und Trench kennen sich von früher. Die Beiden verbindet eine Art Hassliebe, und so werfen sie sich gegenseitig neckische Sprüche an den Kopf. Doch Trench hat keine Zeit: Er will laut Barney lieber Präsident werden und lässt dem Rivalen den Vortritt. "Give the job to my friend here. He likes to play in the jungle."

Anschließend fliegen Barney und Christmas in eine südamerikanische Bananenrepublik, deren Militärdiktator sie ausschalten sollen. Die Beiden sondieren die Lage, geraten natürlich in die Bredouille und hinterlassen bei ihrer Flucht qualmende Trümmerhaufen. Werden sie den Job wirklich annehmen? Man weiß es nicht, denn das Unternehmen könnte ziemlich gefährlich werden. Um herauszufinden, ob Stallone und Co es wirklich auf ein halbstündiges, mit Explosionen, Prügeleien und Schießereien gespicktes Finale anlegen, müsst ihr schon selbst ins Kino gehen!
Mal angenommen, es käme tatsächlich zu diesem grandiosen Finale, wäre das der große Pluspunkt des Films. Dem gegenüber stehen ein ziemlich schwaches Drehbuch (aber das braucht bei DIESEM Film eh keiner), zu nahe und zu verwackelte Kameraführung bei den Kämpfen sowie schlechte Computereffekte. Wer das Finale von "John Rambo" gesehen hat, weiß, was ich damit meine. Um den Vergleich weiterzuführen: "The Expendables" ist nicht ganz so abstrus blutig wie der vierte "Rambo", geht aber dennoch ordentlich zur Sache. Abgetrennte Körperteile, berstende Knochen und halbierte Körper haben dem Film zurecht die FSK "ab 18" eingebracht. Dummerweise kann man während der Zweikämpfe nicht halb so viel erkennen, wie man eigentlich möchte. Warum Stallone hier auf die verdammenswerte Bourne-Kamera zurückgreift, ist mir ein Rätsel. Warum holt man denn Typen wie Jet Li, Dolph Lundgren, Steve Austin, Randy Couture oder Gary Daniels an Bord? Natürlich, um sie in coolen Zweikämpfen einzusetzen! Nur bringt mir das als Zuschauer gar nichts, wenn ich nur die Hälfte davon mitkriege.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Mittelteil, in dem eigentlich nur Stallone und Statham zu sehen sind. Das ist zwar alles ganz nett gemacht, doch das Team rückt zu sehr in den Hintergrund, um beim eventuellen Mega-Finale (keine Ahnung, ob es wirklich dazu kommt) wieder aufzutauchen. Stallone vertut seine Chance, das Potenzial des Films und seiner Besetzungsliste voll auszuschöpfen. "The Expendables" hätte das Zeug zum Klassiker gehabt, ist aber letztendlich nur eine aufgeblasene, sehr gelungene Videopremiere, die sich ins Kino verirrt hat -- kein Wunder, handelt es sich doch um eine Nu Image/ Millennium Pictures Produktion. Das alles tut dem Spaß aber keinen Abbruch: "The Expendables" unterhält vom Anfang bis zum Ende! Und ich werde ihn mir noch mindestens zweimal im Kino ansehen.
Wertung: 4,5 von 5 halbierten Piraten