Sonntag, Januar 28, 2007

Rocky Balboa

Kurzentschlossen bin ich am Samstag in die Vorpremiere von Stallones Comeback-Film "Rocky Balboa" gegangen. War zwar schon etwas früher da, weil im Kino freie Platzwahl angesagt war, aber allzu wild war's nicht. So habe ich die Zeit genutzt, in der nahegelegenen Spielhalle bei "House of the Dead 4" mit der Plastik-Uzi ein paar Zombies in Stücke zu ballern. Das Ding ist der Hammer. Ich will eine Umsetzung für Heimkonsolen! Sofort!
Aber zurück zu "Rocky". Im Kino wurde eine halbgare Show drumherum inszeniert. An zwei Wii-Displays konnte man boxen. Der schnellste K.O. konnte irgendwas gewinnen. Keine Ahnung, was ... hat mich nach der Plastik-Knarren-Action nicht interessiert. Und mein Wii ist heute sowieso zu Ebay gewandert (und damit will ich keinesfalls sagen, dass ich was gegen Nintendo habe!). Irgendwann war dann endlich Einlass. Hab nen guten Platz erwischt. Aber anstatt endlich mit dem Film anzufangen, kam noch ein nervender Moderator auf die Bühne, der die 5 mehr oder weniger attraktiven Teilnehmerinnen der Nummerngirl-Wahl (sponsored by Maxim und Bild) mit blödsinnigen Fragen löcherte. War ungefähr so spannend, wie eine dieser steifen Shows auf den Öffentlich-Rechtlichen. Naja, dann ging's aber endlich los. Sogar ohne Werbung oder Trailer. Schade, wo ich doch so auf Trailer stehe! Lustig war der bei Vorpremieren mittlerweile obligatorische Mann im Anzug, der ab und an durch sein Nachtsichtgerät glotzt, um eventuelle Raubkopierer ausfindig zu machen.

Aber kommen wir zum Film selbst. Adrian ist tot, Rocky hat mittlerweile ein kleines Restaurant, und sein Sohn will irgendwie nichts mit ihm zu tun haben. Da kommt es dem ausgebrannten Rocky gerade recht, dass der amtierende Schwergewichtsweltmeister Mason Dixon ihn zu einem Schaukampf herausfordert. Angeleiert wurde die Sache durch eine Computersimulation, in der Rocky trotz seines Alters gegen Dixon gewinnt. Das will der Heißsporn nicht auf sich sitzen lassen. Rocky nimmt natürlich an. Er sieht eine Chance, im Ring die Geister der Vergangenheit endlich loszuwerden. Und nach einer wunderschönen, aber etwas kurzen, Trainingsmontage fliegen dann natürlich die Fäuste.

Stallone zeigt mit "Rocky Balboa", dass er genau wie seine Filmfigur noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Sowohl seine darstellerischen Leistungen als auch die Regie überzeugen auf ganzer Linie. Was mich persönlich etwas genervt hat, ist der Versuch seines deutschen Stammsprechers Thomas Danneberg, Rocky absichtlich älter klingen zu lassen. Über weite Passagen wirkt das einfach zu bemüht und gekünstelt. Auch im Ring macht Sly eine gute Figur. Zwar sieht man ihm das Alter deutlich an, doch auch wenn es an manchen Stellen unschön "schwabbelt", nimmt man ihm den knallharten Boxer immer noch ab. Hey, Mr. Seagal: Sehen Sie sich den Kerl mal an! Na, was gemerkt? Ein wenig Training und Herzblut für die Sache würden auch Ihrer "Karriere" nicht schaden. Ach so ... welche Karriere?

"Rocky Balboa" ist ein würdiger Abschluss der Saga und kommt sowohl darstellerisch als auch thematisch den ersten beiden Teilen am nächsten. Stallone schaltet endlich wieder in den "Italian Stallion"-Modus aus den ersten Kapiteln, während er in Teil 3 und 4 einfach nicht derselbe Rocky war, den man aus den Vorgängern kannte. Das war eher eine Art Stallone-Action-Hero im Ring. Obwohl mir der Film wirklich sehr gut gefallen hat (hey, das war tatsächlich mein erster Film in diesem Kinojahr), bin ich sehr skeptisch, ob Stallone wirklich mit "Rambo 4" weitermachen sollte. Wie Rocky hat er zwar allen mit Bravour bewiesen, dass er's noch kann, vielleicht ist es jetzt aber doch an der Zeit, sich auf's Regie führen zu konzentrieren. Denn wir wollen unseren Sly ja in guter Erinnerung behalten, nicht wahr?

Fazit: Toller Abschluss der Boxer-Saga mit einem Stallone in Bestform. Sollte man auf keinen Fall verpassen.

Wertung: 5 von 5

P.S. Die Schweine vom münchener Mathäser-Kino haben doch tatsächlich den Ton abgedreht, als mit der Rocky-Fanfare der Abspann begann. Der verdammte Moderator kam wieder auf die Bühne, um die Gewinner vom Wii-Wettbewerb und der Nummerngirl-Wahl bekanntzugeben. Scheisse, was soll das? Ich pfeif auf den Mist. Ich mag Abspänne. Sowas gehört zum Film dazu. Und außerdem ist das Musikstück der Hammer. War mein erster "Rocky"-Film im Kino. Da hätte ich gerne alles genossen. Nur weil der gemeine Pöbel immer beim ersten Anzeichen des Abspanns fluchtartig den Saal verlässt, kann man doch nicht davon ausgehen, dass das alle tun. Pffff! Banausen!

Samstag, Januar 27, 2007

Shorties

Redaktionsschluss und Abgabestress führen dazu, dass sich nicht viel tut. Hier sind ein paar Shorties...

Attack Force
Eigentlich hätte ich Steven Seagals neuestem Werk eine ausführliche Review widmen sollen. Unglaublich, mit welchem Mist man Filmmaterial verschwenden kann. Eigentlich würde ich ihn mir gerne nochmal ansehen, weil ich nicht glauben kann, wie schlecht das Ding ist! Aus dem ursprünglichen Plot um Aliens strickten die Produzenten eine an den Haaren herbeigezogene Story um eine Gen-verändernde Droge. So konnte man einiges des bereits gedrehten Materials noch verwenden, musste aber auch Nachdrehs anberaumen, zu denen unsere Kampfwurst Seagal aber offensichtlich keinen Bock hatte - das resultiert in dilettantisch nachsynchronisierten Szenen sowie Off-Dialogen und natürlich den bekannten Rück- und Nahansichten von Doubles. Wenn die DVD irgendwann mal für nen Fünfer zu haben ist, werd ich sie mir trotzdem zulegen. Alleine das "Matrix"-Cover mit Stevens Kopf auf Neos Körper ist das Geld wert!
Wertung: 0,5 von 5

Jackass Number Two
Was soll ich dazu sagen? Entweder man steht drauf oder nicht. Ich mag die Deppen, die sich die unglaublichsten Dinge antun ja eigentlich, aber stellenweise überschreitet der Film die Grenzen des guten Geschmacks zu deutlich. Ich muss nicht sehen, wie jemand Pferde-Sperma trinkt, oder wie ein alter Mann mit aus den Shorts heraushängendem Gemächt durch die Straßen läuft. Das ist nicht komisch, sondern peinlich. Aber zum großen Teil war der Film dann doch ganz witzig.
Wertung: 3,5 von 5

The Hard Corps
Van Dammes neuester Videopremieren-Klopper ist eigentlich gar kein Klopper, sondern ein Langweiler um furchtbar böse, chargierende Gangsta-Rappa, die einem Ex-Boxer an den Kragen wollen. Der holt sich den Ex-Soldaten Van Damme als Bodyguard. Der bildet ein Team von Grünschnäbeln zu Möchtegern-Bodyguards aus. Und die versagen natürlich. Also muss Van Damme schließlich doch alleine unter den Gangstas aufrümen. Das ist alles soo laaangweilig. Und warum müssen eigentlich alle Videopremieren-Actioner trotz des günstigen Ostblock-Drehorts sooo billig aussehen? Scheisse, da seh ich mir doch lieber nochmal "Bloodsport" an, der nur einen Bruchteil des Budget von "The Hard Corps" hatte, aber trotzdem nach mehr aussieht. Und unterhält! Immerhin ist Van Damme im Gegensatz zum Aikido-Rollkommando Seagal noch einigermaßen in Form. Da gehen sie hin, die Helden meiner Jugend...
Wertung: 2 von 5

Und das war's auch schon wieder. Wie gesagt: Abgabe und leider keine Zeit für garnix.
Nächste Woche müssten aber die DVDs zu "Saw 3" und "The Marine" eintrudeln, bei denen ich irgendwie die Vorbestellung verpeilt hatte. Zu Letzterem gibt's schon ne schöne Review bei Kollege Blade Runner. Ich freu mich drauf.

Donnerstag, Januar 18, 2007

Texas Chainsaw Massacre: The Beginning

Nachdem das Remake für mich völlig unverständlich ohne Chance auf eine Fortsetzung endete, lag es nahe, ein "Prequel" zu drehen. Pünktlich zum Kinostart der deutschen Fassung von "Texas Chainsaw Massacre: The Beginning" hat sich nun endlich die amerikanische Unrated-DVD in mein Postfach verirrt. Zwar hätte ich mir den Streifen gerne im Kino angesehen (beim Remake hat sich der Kinobesuch alleine wegen der unglaublich dichten Atmosphäre gelohnt), doch wenn der deutsche Vertrieb extra Leatherface mit seiner Kettensäge einfliegen lässt, damit er den Film bearbeitet, dann erspare ich mir diese Erfahrung. Geschnittene Filme im Kino empfinde ich immer als Beschiss, da ich schließlich ne Menge Geld hinlege, um einen Film auf der großen Leinwand zu erleben. Mein letzter Reinfall war "The Punisher". Vielen Dank auch!

Nach Sichtung der DVD, deren DTS-Tonspur irgendwie falsch codiert zu sein scheint (mein Verstärker weigert sich standhaft, irgend einen Ton auszugeben), kann ich allerdings verstehen, dass die FSK bei der in den USA schon für ein R-Rating etwas gekürzten Fassung "Nö" gesagt hat. Ganz schön heftig, wie hier teilweise die Suppe über den Screen spritzt, Gliedmaßen abgetrennt werden und Körper vom Sägeblatt durchbohrt werden. Überhaupt kommt die Säge diesmal viel öfter zum Einsatz als in den vorherigen Episoden. Auch wenn sich Warner traut, diese längere Fassung auf DVD zu veröffentlichen, wird das Ding ganz schnell weg vom Fenster sein. Falls man überhaupt eine Freigabe der SPIO-Juristenkommission erhält! Ich glaube nämlich kaum, dass sich der Vertrieb traut, einen ungeprüften Film auf den Markt zu bringen.

Die explizite Gewaltdarstellung ist allerdings die einzige (fragwürdige) Zutat, die den Film auf morbide Weise unterhaltsam macht. Die Story ist platt, vorhersehbar und ohne große Überraschungen. Leatherface hat seine Säge also beiläufig nach der Schließung des Schlachthauses, in dem er arbeitete, mitgenommen. Aha. Der Sheriff ist gar kein Sheriff. Aha. So sinnlos hat der Opa also seine Beine verloren. Aha. Menschenfleisch ist das einzige Nahrungsmittel in der Gegend. Hmmm... bißchen weit hergeholt, aber meinetwegen. Genauso platt wie die Story sind die Charaktere, die eigentlich keinen anderen Nutzen haben, als nacheinander auf möglichst grausame Art abgeschlachtet zu werden. Okay, so funktioniert diese Art Film nunmal. Aber trotzdem kamen mir die Figuren im Vorgänger etwas lebendiger vor (jedenfalls vor ihrem Filmtod!).

Fazit: "The Beginning" ist ein Film, der keinesfalls in die Hände Minderjähriger gehört. Bei vielen 18er-Filmen sage ich mir zwar "Naja, so hart war das nun auch nicht, ne 16er-Freigabe hätte gereicht", aber bei diesem sadistischen, humorlosen Streifen ist echt Schluss.

Wertung: nach langem Überlegen 2,5 von 5

"Wir wollen lieber auf Menschen schießen"

Wie erklärt man einem englischen Spieleentwickler, dass sein aktuelles Projekt keine Chance hat, durch die deutsche USK zu kommen? Schwierig. Auf die Frage "Warum?" sagt man ihm, dass Combos für erschossene Gegner und ein daraus resultierendes Belohnungssystem zwar eigentlich ganz cool sind, aber gleichzeitig auch höchst menschenverachtend. Daraufhin erzählt er, dass eine Entwicklungsstudie zum Spiel aus einem Parcours mit Zielscheiben bestand, durch den man einen Pappkameraden gesteuert hat. Man fand das im Team aber äußerst unbefriedigend und langweilig. Schließlich wollen wir doch alle lieber auf Menschen ballern. Ist doch nichts schlimmes, ein paar Pixel zu Brei zu schießen. Und außerdem würde im Spiel ja auch so gut wie kein Blut fließen. Tja, erklär das mal unseren Politikern!
Aber eigentlich eine interessante Sache: Warum ist der gleiche Spielablauf viel spannender, wenn man auf vollwertige Menschen anstatt "menschenähnliche" Zielscheiben schießt? Hat wahrscheinlich mit dem Gefühl einer realen Bedrohung und einem daraus resultierenden "Kick" zu tun.

Samstag, Januar 13, 2007

Und nun geben wir zurück zur Werbung ...

Normalerweise wollte ich sowas nicht tun, aber gerade habe ich in meinem Mail-Fach eine interessante Nachricht gefunden, die ich einfach weitergeben muss: Der Filmfreak und GamePro-Leser (hehehe, sehr brav!) Michael Effenberger (alias "MikeDark") plant, einen Amateurfilm aus dem Bereich Horror zu drehen. Dabei soll es laut seiner Website in der Tradition von Olaf Ittenbach und Co ordentlich splattern. Um das Projekt ins Rollen zu bringen, werden Gleichgesinnte gesucht, die als Darsteller, Kameramann, Cutter usw. mitwirken möchten und im Raum Bayern/Allgäu wohnen. Gedreht wird am Wochenende, und außer dem Spaß an der Freude sollte man natürlich keine Entlohnung für die Arbeit erwarten.
Wer sich für das Projekt interessiert, surft auf www.md-production.de.vu oder www.md-films.de.vu vorbei.

Sonntag, Januar 07, 2007

Punisher vs. Punisher

Gerade habe ich mir mal wieder "The Punisher" mit Dolph Lundgren reingezogen und dachte, dass ich ja eigentlich mal einen Vergleich zur Neuverfilmung des Stoffes mit Thomas Jane ziehen könnte. Im Nachhinein muss ich feststellen, dass die Idee zwar gut war, dabei aber ziemlich viel Text herausgekommen ist. Aber egal ... here we go! ;-)

The Punisher (1989)
Die erste Verfilmung des Marvel-Comics zeigt uns Dolph Lundgren (mit schwarz gefärbtem Haar und äußerst ungesunder Gesichtsfarbe) als schwer bewaffneten Vigilanten Frank Castle, der nach dem Anschlag auf seine Familie jeden Lebenswillen verloren hat und in einer Ein-Mann-Aktion alle Verbrecher bestrafen will. Sein Motto lautet: "Wenn du schuldig bist, bist du tot!" Um nicht von der Polizei gefunden zu werden, versteckt sich der in den Medien als "Punisher" bekannte Ex-Cop in den Abwasserkanälen New York Citys. Als Gianni Franco, der Mafiaboss und Drahtzieher des Anschlags auf die Castle-Familie, aus dem Exil zurückkehrt, spitzen sich die Dinge zu, da gleichzeitig auch die Yakuza, die japanische Mafia, in New York eintrifft und die kriminellen Aktivitäten komplett an sich reißen will. Es kommt zu einem Krieg zwischen Punisher, Mafia und Yakuza. Um diesen Krieg zu gewinnen, muss sich Castle sogar mit seinem schlimmsten Feind verbünden, als er schließlich das Hauptquartier der Japaner stürmt.

Comic-Nähe: Bis auf den Hauptcharakter hat die Verfilmung aus dem Jahr 1989 nicht viel mit der Vorlage zu tun. Selbst das bekannte Totenkopf-Logo darf Castle in dieser Version nicht tragen. Es kommt lediglich auf Dolchen zum Einsatz, die der Punisher mehrmals einsetzt. Laut Drehbuch sollte sich Castle das Logo vor dem Showdown auf eine kugelsichere Weste sprühen, doch den Produzenten war das zu Comic-like (wtf? Es handelt sich doch um eine Comic-Adaption, oder?). In einer subtileren, stilisierten Form taucht das Logo dennoch auf: Wer genau hinsieht, erkennt im Gesicht Lundgrens die Form des Totenkopfes. Bartstoppeln bilden auf der kalkweißen Gesichtshaut des Punishers die vertrauten Umrisse des Schädels.
Auf seinen damals in den Comics aktiven Sidekick Microchip, der ihn mit technischen Spielereien versorgte und sich um den "Battle Van" kümmerte (und den er kurz vor der Einstellung der Comic-Reihe eigenhändig umbrachte), muss Frank in der Film-Version verzichten. stattdessen hat man ihm als Informanten einen versoffenen Penner zur Seite gestellt, der ständig Shakespeare zitiert und nur in Reimen spricht. Kein guter Tausch! Ebenfalls neu sind Castles Gespräche mit Gott. Das passt einfach nicht zur Comic-Figur, verfehlt im Film aber nicht seine Wirkung. Schließlich wäre da noch der von Louis "für Geld mache ich alles" Gossett Jr. verkörperte Detective Berkowitz. Im Film ist er Franks Ex-Partner, der seit dem Anschlag auf der Suche nach ihm ist. Nur er ist davon überzeugt, dass Castle noch am Leben ist und sich als Punisher durch die Unterwelt mordet. Die Figur trat im Comic nie auf. Ebensowenig die Schurken Franco und Lady Tanaka.
Auch der Drehort ist mit Sydney, Australien, das als New York herhalten muss, denkbar schlecht gewählt, da die unverwechselbare Aura der US-Stadt zu keiner Zeit rüberkommt.
Insgesamt taugt der Film als Adaption relativ wenig, da bis auf die Motive der Hauptfigur keine Elemente des Comics übernommen wurden.
von 5 Totenschädeln



Unterhaltungsfaktor:
"The Punisher" ist ein knallharter Actionfilm, der Ende der 80er noch einmal das zusammenfasste, was das Jahrzehnt vor allem unter den Fans härterer Ballerkost ausmachte: Blutige Shoot-Outs und lockere Sprüche. Zwar ziehen die Dialoge den Film nie ins Lächerliche, doch ab und an muss man doch darüber schmunzeln, was der Drehbuchschreiber den Figuren in den Mund legte. So antwortet Castle auf Berkowitz' Frage, wie er denn bitteschön 125 Morde in 5 Jahren rechtfertigen will, ganz trocken: "Vollstreckung. Was sonst?"
Die kompromisslosen Action-Szenen suchen teilweise auch heute noch ihresgleichen: Wenn der Punisher einen Angreifer aus nächster Nähe mit der Pumpgun wegpustet oder sich gegen Ende durch eine ganze Horde von Yakuza-Schurken metzelt, lacht das Herz des Action-Fans! Was die Mann-gegen-Mann-Kämpfe des Films so besonders macht, ist die Tatsache, dass sie nicht aufwendig choreographiert, sondern von den Darstellern improvisiert wurden. So verfehlen die unbewaffneten Fights zwar den Wow-Effekt gängiger Martial-Arts-Streifen, wirken aber authentisch und nachvollziehbarer.
Alles in allem ist der 89er "Punisher" ein Film, den man sich trotz der fehlenden Nähe zur Vorlage immer wieder ansehen kann, ohne dass Verschleißerscheinungen auftreten.
von 5 Totenschädeln



The Punisher (2004)
In der Neuauflage von 2004 präsentiert man uns Thomas Jane als Punisher: Als die Familie des ehemaligen FBI-Agenten Frank Castle bei einem von Mafiaboss Howard Saint (John Travolta) in Auftrag gegebenen Massaker ausradiert wird, schwört der einst lebensfrohe Mann blutige Rache. Nein, stopp! "Es ist keine Rache, es ist Bestrafung.", wie Castle im Film selbst sagt. Von aller Welt für tot gehalten, quartiert er sich in einer schäbigen Mietswohnung in Florida ein und schaltet nacheinander Saints Gefolgsleute aus, bis er schließlich zum großen Sturm auf die Zentrale des Verbrecherbosses bläst.

Comic-Nähe: Viele Szenen der Neuverfilmung wurden 1:1 aus den Marvel-Comics übernommen. Das ist zunächst einmal eine gute Sache und ein klarer Fortschritt zum Lundgren-Film von 1989. Allerdings werden hier zwei verschiedene Figuren durcheinandergewürfelt.
Da wäre zum einen der besessene, beinahe psychopathische Punisher aus den 80ern. Die entsprechenden Comics waren kaltschnäuzig und ohne aufgesetzt wirkenden, auflockernden Humor. Beispiele für Szenen aus dieser Ära sind die "Folterung" mit dem Schweißbrenner und dem Eis am Stiel, die aus der Serie "Punisher Warzone" (#1) übernommen wurde, und der abschließende Sturm auf Howard Saints Club, inklusive dem auf die Kevlar-Weste gemalten Totenkopf (aus der Graphic Novel "The Punisher: Year One").
Im krassen Gegensatz dazu stehen die Elemente, die man aus dem Neustart der Reihe übernommen hat. Hier werden vor allem Ereignisse aus der Miniserie "Welcome back, Frank" gezeigt. Dazu zählen im Wesentlichen die Nachbarn, denen man deutlich anmerkt, dass sie aus einer anderen Epoche stammen, sowie der Angriff des bulligen Russen. Sie tragen ganz deutlich die Handschrift des Comic-Autoren Garth Ennis, der von Marvel damit beauftragt wurde, den Punisher neu zu erfinden. Sein Frank Castle ist ein anderer als der altbekannte Rächer aus den 80ern. Das Universum des Ennis-Punishers ist übersät mit skurrilen Gestalten und schwelgt in übertriebener Gewaltdarstellung.
Dieser unpassende Mix zweier Figuren bricht der Adaption meiner Meinung nach das Genick. Entweder man entscheidet sich dazu, den Punisher als Menschen zu zeigen, wie man es im Lundgren-Film tat, oder man orientiert sich an der übertriebenen beinahe-Witzfigur, die Garth Ennis aus ihm gemacht hat. Beides zusammen passt einfach nicht!
Abgesehen davon hat man sich einige Freiheiten erlaubt: Castle ist nun kein Ex-Cop mehr, sondern ehemaliger FBI-Agent (warum auch immer), und die Handlung hat man kurzerhand vom düsteren New York ins sonnige Florida verlegt, da das besser ins Budget passte. Wie im Vorgängerfilm ist auch der Hauptbösewicht keine Figur aus dem Comic, sondern wurde speziell für den Film geschaffen. Auch die Tatsache, dass Frank sich der Öffentlichkeit präsentiert, als man ihn gemeinhin für tot hält, trägt nicht gerade zur Vorlagen-Nähe bei.
Wenigstens hat es diesmal aber das Punisher-Logo in den Film geschafft - wenngleich die Erklärung dafür eher dürftig ist: Castles Sohn schenkt ihm ein pechschwarzes T-Shirt mit weißem Totenkopf-Aufdruck, das ihn beschützen soll. Nach dem Anschlag auf die Familie treibt das T-Shirt im Wasser, und Frank nimmt es als einzige Erinnerung an sich. Was ist das denn bitte für ein Bullshit? Im Comic "Year One" taucht das Symbol erst vor dem Showdown auf, als der Punisher es sich wie im Film auf die kugelsichere Weste malt! Insgesamt ist die Nähe zur Vorlage zwar da, wird aber durch den unausgegorenen Mix zweier Universen beinahe wieder zerstört.
von 5 Totenschädeln



Unterhaltungsfaktor:
Was nach dem ersten Sehen vor allem auffällt, ist die Tatsache, dass der Film gut 30 Minuten zu lang geworden ist. Zwar wird der Zuschauer immer wieder mit gut inszenierten, im positiven Sinne altmodischen Action-Einlagen bei der Stange gehalten, doch dazwischen ist einfach zu viel Leerlauf. Man hätte den Film deutlich straffen und vor allem nicht so schnarchig inszenieren sollen. Dann wäre ein brauchbarer Film dabei herausgekommen. In dieser Form kann ich mir das Ding aber beim besten Willen nicht öfter ansehen. In den USA existiert sogar noch eine Extended-Version, bei der ein für die Kinofassung entfernter Handlungsstrang eingefügt wurde. Noch länger? Noch mehr langweilige Handlungsszenen? Nein danke!
von 5 Totenschädeln



Wer ist der bessere Punisher?
Im direkten Vergleich entpuppt sich Dolph Lundgren als der bessere der beiden Kino-Punisher. Seine Darstellung der Figur als ausgebrannter, beinahe schon wahnsinniger Bestrafer der Schuldigen kommt der Comic-Vorlage relativ nahe, während man Thomas Jane den gebrochenen Familienvater, der zur Selbstjustiz greift, nicht ganz abnimmt. Das liegt zum Teil an Jane selbst, der ständig dreinschaut, als hätte er sich gerade in die Hose gemacht, aber außerdem auch am unausgegorenen Drehbuch, das Castle plump vom toughen Killer zum in Selbstmitleid ersaufenden Selbstmordkandidaten und wieder zurück verwandelt.

Dolph Lundgren:
von 5 Totenschädeln



Thomas Jane:

von 5 Totenschädeln



Finaler Punktestand
Wir haben einen Gewinner: Dolph Lundgren tritt seinem Leinwand-Nachfolger gehörig in den Allerwertesten! Nicht nur kommt die Darstellung der Figur des Punisher der Vorlage am nächsten, auch der 89er-Film an sich ist das unterhaltsamere der beiden Produkte. Dafür kann die Neuverfilmung allerdings in Sachen Comic-Nähe punkten.

The Punisher (1989)
(11 Totenschädel)






The Punisher (2004)
(8 Totenschädel)