Montag, Oktober 24, 2011

Der bittere Nachgeschmack - wie aus Eyecandy Sülze wird

Jurassic Park - wie ist mir damals im Kino die Kinnlade heruntergeklappt, als ich die computeranimierten Dinosaurier das erste Mal in Aktion erlebte. Über Jahre hinweg war Spielbergs Crichton-Adaption einer meiner absoluten Lieblingsfilme, und ich konnte mir das Ding immer wieder anschauen. Dann war irgendwann der Lack ab. Zuviele Filme verwiesen mit ihren fortschrittlicheren Computertricks den Spielberg-Klassiker in die Schranken. VHS und Laserdisc setzten Staub an. Zum DVD-Release flammte die alte Liebe zum Dinofilm kurz wieder auf, doch letztendlich rotierte die Scheibe nur etwa 2,5 mal im Player. Jetzt ist die neue Blu-ray-Box erschienen, und natürlich habe ich Jurassic Park die Chance gegeben, mich aufs Neue zu verzaubern.

Nach all der Zeit habe ich mich jetzt also das erste Mal wieder ernsthaft mit dem Film befassen wollen - vorher lief er jahrelang bestenfalls nebenbei zur Berieselung oder ich habe zu den besten Szenen geskippt. Der erste Schlag mit flacher Hand gegen die Stirn kam, als Sam Neil den ersten Dino entdeckt. NATÜRLICH sieht er das Vieh erst, als der Jeep zum Stehen kommt. Ist klar! Kurz darauf der zweite Stirnpatscher. NATÜRLICH hat keiner den See mit den badenden Dinos gesehen, der nur ein paar Meter hügelabwärts liegt! Natürlich ist es für einen Regisseur eine coole Sache, dem Zuschauer nach und nach Häppchen zuzuwerfen. Der erste Dino: "Wow, Ist ja nicht möglich! Wie haben die das bloß gemacht?" Und wenn man dann wie Sam Neil im Film wieder ein wenig runtergekommen ist, kommt der nächste Schocker: "Boah! Eine ganze Herde!" Allerdings wäre es in der Realität gar nicht möglich, die Dinosaurier so nach und nach zu enthüllen, denn vom Standort des Jeeps aus genügt ein kurzes Drehen des Kopfes, um die Dinoherde zu bemerken. Eigentlich hätte man die Biester schon bei der Anfahrt genau im Blickfeld gehabt. Solche Patzer sollten einem Regisseur von Spielbergs Format einfach nicht passieren. Aber okay, der Film geht ja noch weiter und war sicher aus einem guten Grund auf meiner Lieblingsliste. Doch, ach ... Da kommt schon die Szene mit Denis Nedry (Wayne Knight), dem bestochenen Computerexperten. Als der Dunkelmann ihm die präparierte Rasierschaumdose überreicht, klappt meine Kinnlade wie damals im Kino herunter. Aber nicht angesichts irgendeines spektakulären Effekts, sondern angesichts des schamlosen Overacting! Mann, von sowas kräuseln sich mir die Zehennägel! Und wo kommt eigentlich der kleine Beistelltisch mit dem Kuchen plötzlich her, auf dem Nedry den Rasierschaum verteilt? Ich drücke unwillkürlich die Skip-Taste.

Nach nur ein paar Minuten Laufzeit habe ich keine Lust mehr, den Film zu Ende zu sehen, springe nur kurz über ein paar Schlüsselszenen, die mich einfach nicht mehr packen. Dabei gebe ich sonst einen feuchten Dreck auf Logiklöcher und Schauspielkunst - nicht umsonst mag ich Seagalfilme über alles! Ich glaube, es liegt daran, dass Jurassic Park schon damals ein äußerst schlampiger Film war, der halt durch seine Effekte blenden konnte. Spielberg ist bei keinem der JP-Filme mit richtigem Eifer ans Werk gegangen, ich zähle Teil 1 neben Indy 4 tatsächlich mittlerweile zu den schlechtesten Werken seiner Karriere - und Jurassic Park 2 fand ich damals schon scheisse. Ein ähnlich schales Gefühl hatte ich seinerzeit bei der Blu-ray-Veröffentlichung von Terminator 2, der ebenfalls nicht mehr rockte, sondern nur noch langweilte. Ob das wohl ein Phänomen ist, das sich nur auf die großen Filme zu Beginn des CGI-Zeitalters beschränkt? Hat man die Streifen bloß als so bombastische Meisterwerke in Erinnerung, weil sie damals ein neues Zeitalter der Tricktechnik einläuteten? Heute ist man an Computertricks gewöhnt und lässt sich nicht mehr blenden. Nein, heute ärgert es mich sogar, wenn zuviel CGI eingesetzt wird. Und miese darstellerische Leistungen wie bei Wayne Knight oder auch den beiden Kids stechen eher hervor. Deshalb können mich meine modernen Lieblingsfilme wohl gar nicht so sehr enttäuschen wie Jurassic Park, wenn ich sie in ein paar Jahren wieder ausbuddle. Oder?

Montag, Oktober 03, 2011

Transformers: Dark of the Moon

Man sagt, aller guten Dinge sind drei. Das passt auf die Transformers-Reihe allerdings gar nicht, denn die ersten beiden Teile sind eher mies bis durchwachsen - den zweiten Teil fand ich damals im Kino noch ganz unterhaltsam, aber schon beim zweiten Versuch, ihn anzuschauen, musste ich mehrmals die Skip-Taste bemühen, um mir vom ständigen Stirn-auf-Tischplatte-Reflex keinen dauerhaften Schaden zu holen. Deshalb hatte ich mir (als Beinahe-Allesseher) den dritten Teil der Bayformers im Kino erspart. Und auch als ich die US-Blu-ray in den Player schob, waren da diese üblen Vorgedanken an vernichtende Kritiken, Überlänge, hektisches Schnittstakkato, und ganz besonders peinlichen Humor. Aber was soll's? Ich hab ja schon ganz andere Sachen überstanden. Also Licht dimmen, Anlage aufdrehen, Chipstüte aufreißen ... und los geht's! Achtung: Ich werde bestimmte Plotpoints spoilern. Weiterlesen auf eigene Gefahr!

Schon die Eröffnungssequenz, die wild Archivmaterial mit nachgedrehten Szenen von John F. Kennedy und Raketenstarts mixt und dabei ohne Sinn und Verstand zwischen normalem, schwarzweißem und grießeligem Bild wechselt, lässt nichts Gutes erahnen. Nein, Michael Bay hat nichts dazugelernt. Was er hier als Stilmittel einzusetzen versucht, geht dem Zuschauer lediglich auf die Nerven. Und dürfte in der 3D-Fassung innerhalb rekordverdächtiger Zeit für Kopfschmerzen sorgen. So zumindest meine Theorie, denn nachprüfen kann ich das nicht: Die 3D-Blu-ray erscheint erst mit einiger Verzögerung. WTF? Aber gut. Der Aufhänger des dritten Bayformers-Films ist folgender: Ein Raumschiff der Autobots stürzte bereits in den 1960er-Jahren auf der dunklen Seite des Mondes ab. Die Regierungen der UDSSR und der USA bekommen das mit, und so kommt es zum Wettlauf zwischen Amerikanern und Sowjets um die erste Mondlandung. Die Amis gewinnen das Rennen, bringen außerirdische Technologie mit zurück zur Erde, bewahren aber Stillschweigen über den Fund. Jahre später finden die Autobots heraus, dass man sie nicht darüber informierte, fliegen selbst auf den Mond und bringen den leblosen Körper von Sentinel Prime, des ehemaligen Anführers der Autobots, zur Erde. Optimus Prime reanimiert ihn, doch Sentinel wendet sich gegen ihn: Schon vor seiner Flucht hatte er einen Pakt mit Megatron geschlossen, um die Erde mittels Weltraumbrücken (Teleportern), die er in seinem Raumschiff dabei hatte, zu einem zweiten Cybertron zu machen. Die Decepticons erpressen die Regierung der Vereinigten Staaten, damit diese die Autobots in die Verbannung zu schicken - andernfalls droht die Vernichtung der Menschheit.

Zunächst mal zur Story: Hanebüchener Unsinn! Sicher gibt es immer wieder Stimmen, die sagen "Was erwartest du bei einem Film über Riesenroboter, die sich in Autos verwandeln?", doch ganz ehrlich: Ich glaube, wenn man mit dem nötigen Ehrgeiz rangeht, kann man auch ein packendes Skript über Riesenroboter, die sich in Autos verwandeln, schreiben. Okay, die Story ist immerhin besser als in den beiden Vorgängerfilmen, aber immer noch voller "Hand patscht gegen Stirn"-Momente. Sentinel Prime hatte schon vor Jahrzehnten einen Pakt mit Megatron geschlossen und wartet dann darauf, von Optimus Prime zur Erde gebracht und erweckt zu werden? Na klar! Warum ist Megatron nicht schon im ersten Film selbst auf den Mond geflogen? Warum im zweiten Film der Scheiss mit dem Fallen? Das passt irgendwie gar nicht zum ursprünglichen Plan! Und was soll dieser selstame Geheimkult mit eingeweihten Menschen, die Megatron dienen, um sich vor der Vernichtung zu bewahren? Warum erfährt man jetzt erst davon? Hätten die nicht schon viel früher auftreten müssen? Aber hey: Es ist ja bloß der mittlerweile dritte Film über Riesenroboter, die sich in Autos verwandeln. Da kann man sowas wie Kontinuität und nachvollziehbare Plotpoints ruhig vernachlässigen.

Aber kommen wir zum Aufbau des überlangen Films. Bay beginnt mit einem effekt- und actionreichen Rückblick, zeigt dann kurz die Autobots in ihrer aktuellen Rolle als Black-Ops-Einheit, die die Menschheit vor sich selbst beschützen soll. Und wie macht man das? Klar: Man ballert sich durch Terroristennester und tötet dabei so viele Menschen wie möglich! Haha, grandios! Der Rest der ersten Stunde wird mit unnötig lang gezogener Storyentwicklung vergeudet. Und dem uninteressanten Leben von Sam Witwicky, der eine neue Supermodel-Freundin hat, auf der Suche nach einem Job ist, und rein zufällig der Decepticon-Verschwörung auf die Spur kommt. Das besteht aus etwas Comedy, einem Teil bescheuertem Beziehungsdrama und gaaaanz viel Langeweile. Der Rest des 157-Minuten-Films kommt dann aber dem recht nahe, was man erwartet, wenn man sich einen Film mit dem Titel "Transformers" anschaut: viel Roboter-Action und ordentlich Kawumm. Besonders Letzteres macht in Blu-ray-Form ziemlich Laune ... ich hatte lange keinen Film mehr, bei dem der Subwoofer so gut ausgelastet war!

Trotz der hanebüchenen Story muss ich sagen, dass ich mit "Transformers: Dark of the Moon" mehr Spaß hatte, als mit beiden Vorgängern zusammen. Ich versuche mal, zu analysieren, woran das liegen könnte. Michael Bay macht hier endlich einige Dinge richtig. Der peinliche Teenager-Humor wurde beispielsweise auf ein Mindestmaß zurückgeschraubt und ist in der zweiten Filmhälfte eigentlich gar nicht mehr vorhanden - da wird ein streckenweise ziemlich harter Invasionsfilm abgespult, bei dem ich angesichts der FSK 12 durchaus Bedenken habe. Sicher, es sind größtenteils undefinierbare Metallgebilde (Bayformers), die sich da gegenseitig Körperteile ausreißen oder wehrlose Gegner per Kopfschuss hinrichten, doch das ist alles ganz schön düster und kompromisslos inszeniert. Sogar die "Guten" dürfen hier kaltblütig exekutieren. Ich finde das zwar geil, doch weiß ich nicht so recht, ob die FSK ihre eigenen Regelungen bei der Vergabe von Altersfreigaben im Hinterkopf hat ... schließlich gilt für FSK-12-Filme im Kino: In Begleitung der Eltern dürfen da auch 6-Jährige rein!
Doch zurück zu meiner "Analyse": Was vor allem im zweiten Teil für Kopfschmerzen sorgte, nämlich das Schnittfeuerwerk und die Wackelkamera, hat man für Teil drei auf ein Mindestmaß zurückgefahren. 3D sei Dank wurde Michael Bay dazu gezwungen, seine Roboter-Apokalypse wie einen richtigen Film zu inszenieren. Man hat in den Actionszenen eigentlich ständig den vollen Überblick, wer gerade wem die Rübe verbeult. Naja, mal abgesehen vom Bayformers-Design, das Autobots wie Decepticons zu einem formlosen Gewirr aus rotierenden Kleinteilen macht.
Ach ja, und dann war da noch der Soundtrack von Steve Jablonsky, der auch schon die anderen beiden Streifen vertonte: Es klingt alles eine Spur epischer als zuvor, und das markante Autobot-Thema kommt nicht mehr so verschwenderisch zum Einsatz. Guter Score. Allerdings hat mich die Verwendung eines Stücks aus "Pearl Harbor" dann doch etwas irritiert. Ich schätze mal, dass Michael Bay die entsprechende Szene im Rohschnitt mit einem Temptrack aus seiner Kriegsschnulze unterlegt hat und etwas ähnliches von Jablonsky forderte ... woraufhin der einfach die Melodie des Stücks von Hans Zimmer in seine eigene Arbeit einkopierte. Aber ist okay. Es passt.

Es geht doch: Genau so hätte schon der erste Teil sein müssen! Okay, vielleicht hätte man auch noch fähigere Drehbuchautoren anheuern und die Laufzeit um eine halbe bis dreiviertel Stunde straffen können, doch alles in allem bin ich ziemlich zufrieden mit dem dritten Transformers-Film. Ich schätze, ich werde die ersten beiden Teile einfach verdrängen und "Dark of the Moon" als einzige Realverfilmung der Hasbro-Toys ansehen. Der Film hat mich nicht ganz so gut unterhalten wie "G.I. Joe", um mal bei Hasbro-Spielzeug zu bleiben, doch das liegt (neben meinem schon immer größeren Fanboytum für die Joes ... sorry, Optimus) vor allem an der langweiligen ersten Stunde. Danach wird's besser. Nein, der Spruch "Aller guten Dinge sind drei" trifft auf die Transformers nicht zu, besser passt hier die englische Redewendung "The third time's the charm".

Meine Wertung: solide 3,5 von 5