Montag, September 20, 2010

So viele Filme, so wenig Zeit ...

In den letzten Wochen habe ich einige Filme gesehen, doch für richtige Besprechungen ist einfach keine Zeit. Deshalb hier mal ein paar Kurzkritiken, um auf einen halbwegs aktuellen Stand zu kommen.

Resident Evil: Afterlife (Kino)
Nach dem ganz schön beschissenen dritten Teil waren meine Erwartungen an die Zombie-Action deutlich nach unten geschraubt. Und tatsächlich hat es Paul W.S. Anderson geschafft, die vorherigen Teile in Sachen Drehbuch noch zu unterbieten. Der Film existiert einzig und allein, um Milla Jovovich von einer Actionszene in die nächste stolpern zu lassen. Dabei werden ohne Sinn und Verstand Elemente aus den Spielen eingebaut, über die man als Nichtkenner der Vorlage einfach nur den Kopf schüttelt. Metallkäfer auf der Brust? Zombies, deren Kiefer wie in "Blade 2" aufklappen? Warum? Wieso? Man weiß es nicht! Und dann ist da noch der Executioner mit der riesigen Axt, der im fünften Teil der Spielereihe seinen Platz hatte, in "Afterlife" aber einfach urplötzlich erscheint, um sich einen atemberaubenden Kampf mit Milla Jovovich und Ali Larter zu liefern. Es wird nicht erklärt, wer oder was er ist. Er ist einfach nur da! Und Weskers Plan? Oh, bitte! An den Haaren herbeigezogen, um einen coolen Schlusskampf im Film zu haben.
Was "Resident Evil: Afterlife" rettet, ist der 3D-Effekt im Kino und sein Tempo. Die Schwächen offenbaren sich eigentlich erst, wenn man anschließend über den Film nachdenkt. Während man im Kino sitzt, wird man dagegen bestens unterhalten.
Wertung: 4 von 5 (für die Kinoversion in 3D)
2 von 5 (für den flachen Film)

The Losers (Blu-ray)
Eine Söldnertruppe wird von der CIA eines Verbrechens beschuldigt, das sie nicht begangen hat. Die Männer können jedoch untertauchen und werden für tot erklärt. Nun versuchen sie, ihre Weste reinzuwaschen und das Arschloch, das ihnen den Schlamassel eingebrockt hat, zur Strecke zu bringen.
Hört sich ein wenig nach dem "A-Team" an, ist allerdings eine Comic-Verfilmung. Und eine verdammt fetzige dazu! "The Losers" ist keine Sekunde langweilig, die Charaktere sind allesamt hübsch over the top, und die Action ist schön explosiv. Wie der Verleih dafür in den USA eine PG-13-Freigabe bekommen hat, ist mir allerdings schleierhaft: Kopfschüsse, kaltblütige Morde, blutige Körpertreffer, ein ausgedrücktes Auge und einige Nettigkeiten mehr hätten normalerweise für ein R-Rating ausgereicht. Okay ... hier und da sieht man, dass etwas gekürzt wurde, aber das Ding ist aussergewöhnlich hart für einen "Familienfilm".
Ein Vergleich mit dem ersten Band des Comics (der Film vermischt Band 1 und 2 zu einer Geschichte) zeigt, dass man sich durchaus Mühe gegeben hat, viele Schlüsselszenen 1:1 umzusetzen, andererseits die Geschichte aber auch stark abgeändert hat. Aber was soll's? Die liebenswerte Truppe, coole Sprüche und die Leichtigkeit der Inszenierung machen das Ding zu einem gelungenen Actionkracher ohne viel Anspruch, aber dafür mit einem hohen Unterhaltungswert.
Wertung: 4 von 5

Salt (Kino)
Die spindeldürre Angelina Jolie als weiblicher Jason Bourne? Schwer zu glauben, doch in dem Verschwörungsthriller von Philip Noyce macht der knochige Star eine gute Figur. Im Prinzip handelt es sich bei der Story um ein gelungenes Verwirrspiel um die mögliche Doppelagentin Evelyn Salt (Jolie), die beschuldigt wird, an einem Plan der Russen beteiligt zu sein, der die Welt ins atomare Chaos stürzen soll. Bei ihrem Versuch, ihren Namen reinzuwaschen, geht einiges zu Bruch.
"Salt" verzichtet auf allzu wacklige Kameraarbeit und wirkt in seinem Aufbau wie ein Thriller der späten 80er- oder 90er-Jahre. Sicher nichts für die hyperaktive Jugend, aber meiner Meinung nach ein äußerst gelungener Film mit überraschendem Ende. Über haarsträubende Kleinigkeiten muss man natürlich hinwegsehen können (Salt "melkt" z.B. per Spritze eine Spinne und holt an Gift ein Vielfaches der Körpermasse aus dem Tier heraus).
Wertung: 4 von 5

Tekken (Blu-ray)
Oh Schreck ... eine Videospielverfilmung, die es statt (wie ursprünglich geplant) auf die Leinwand nur ins Heimkino geschafft hat. Kein gutes Zeichen! Allerdings hat mir der Film doch recht gut gefallen. Die Story lehnt sich an Elemente der haarsträubenden Geschichte der Spiele an: In der Zukunft veranstaltet die Tekken Corporation Wettkämpfe, um das Volk bei Laune zu halten. Jin Kazama erkämpft sich eine Wildcard, um als Vertreter des Volkes mitzumachen. Er will sich an Heihachi Mishima, dem Chairman der Tekken Corporation, für den Tod seiner Mutter Jun rächen. Beim Turnier trifft er auf allerhand Gestalten aus den Spielen, die sogar ihre charakteristischen Kostüme tragen. Erklärt wird das dadurch, dass es sich um Arbeitskleidung handelt, die den individuellen Charakter der Träger symbolisieren. So, wie die bunten Kostüme beim Wrestling. Die Kämpfe sind hart und weitgehend ohne Hilfsmittel wie Drahtseile gefilmt. Hier darf man keine kunstvollen Martial-Arts-Choreografien erwarten, sondern wird mit schmucklosen Zweikämpfen bedient, die an Mixed-Martial-Arts-Kämpfe angelehnt sind. Entsprechend geht es wenig zimperlich zur Sache, und die FSK-Freigabe ab 18 Jahren ist durchaus gerechtfertigt.
Kurz nach der Hälfte der Spieldauer gehen dem Film und dem Drehbuch jedoch ein wenig der Saft aus: Die Kampfpaarungen sind nicht mehr nachzuvollziehen und die irrsinnige "Ich bin dein Vater"-Geschichte um Jin Kazama und Kazuya Mishima gipfelt in einem etwas enttäuschenden Finale. In Anbetracht dessen, dass "Tekken" auf einem Zweikampfspiel beruht, ist das Ergebnis aber durchaus respektabel. "Tekken" spielt trotz seiner billigen Kulissen mindestens vier Klassen über Schwurbel wie den beiden "Street Fighter"-Verfilmungen. Apropos Kulissen: Ein Extra-Lob geht hier an die Idee, die Kämpfe mit thematisch unterschiedlichen Kulissen zu unterlegen, die an die Stages aus dem Spiel angelehnt sind. Auch dieser Einfall geht zwar gegen Ende in die Binsen, doch der gute Wille zählt!
Wertung: 3 von 5

The King of Fighters (Blu-ray)
Und noch eine Beat 'em Up-Verfilmung, die es statt in die Kinos nur auf den Heimvideomarkt geschafft hat! In Kanada ist die Umsetzung des Neo-Geo-Kloppers bereits erhältlich, ein deutscher Verleih hat sich aber noch nicht gefunden. Kein Wunder, wenn man sich den Film anschaut. Wer wäre so verrückt, die Rechte für den geballten Schwachsinn zu kaufen, der dem Zuschauer hier geboten wird? "The King of Fighters" handelt von einem Turnier, das quasi als Videospielersatz in einer alternativen Dimension ausgetragen wird, in der mies getrickste CGI-Schlangenknäuel sinnlos-bedeutungsvoll durch die Luft schweben: Die Teilnehmer beamen sich per Earpiece rüber, hauen sich dort gegenseitig auf die Fresse, und kommen anschließend wieder zurück. Möglich wird das durch die magische Kraft der drei Oroshi-Artefakte. Nun kommt der durchgeknallte Rugal auf die Idee, diese Artefakte zu klauen und in der anderen Dimension einen Kämpfer nach dem anderen zu erledigen, um mächtiger zu werden. Es liegt an Mai Shiranui, dem FBI-Agenten Terry Bogard und dem jungen Kyo Kusanagi, Rugal aufzuhalten.
Mann, was für ein hirnerweichender Schwachsinn! Bei diesem Film stimmt einfach gar nichts: Die Darsteller wirken entweder wie auf Valium oder chargieren wie im Fall von Ray Park als Rugal bis zum Gehtnichtmehr. Die Kämpfe sind unspektakulär und viel zu selten ... da stellt sich die Frage, was die Macher wohl in der grenzdebilen Geschichte sahen, um sie dermaßen auszuwalzen? Wie schrieb die Cinema einst so treffend über "Hard Target"? "Die nicht vorhandene Geschichte wird ausführlich erzählt." Diesen Satz kann man problemlos auf "The King of Fighters" anwenden. And then some!
Wer kam bitte auf die Idee, die schmalbrüstige Maggie Q (die ich eigentlich ganz gerne sehe) als Mai Shiranui zu casten? In den Spielen beeindruckt die nämlich vor allem durch ihre ständig wackelnde Oberweite! Und dann ist da noch Kyo Kusanagi, der von einem westlichen Schauspieler verkörpert wird. Klar, der Name ist ja auch typisch amerikanisch! Dabei gibt es einige Rückblenden, in denen die Figur (wie der Filmvater) eindeutig asiatisch aussieht. Viel tragischer ist allerdings, was man mit Terry Bogard angestellt hat. Die stets jugendliche Hauptfigur der "Fatal Fury"-Spiele ist hier ein FBI-Agent mittleren Alters, der mit Martial Arts nicht viel am Hut hat. Argh! Ich könnte kotzen! Nein, "The King of Fighters" ist kein guter Film. Ich wäre sogar vorsichtig, das Machwerk überhaupt als Film zu bezeichnen. Diese Ausgeburt der Hölle lässt selbst die schlimmsten Bollwerke wie Oscar-Kandidaten aussehen. Und das meine ich ernst!
Wertung: -2 von 5