Mittwoch, September 24, 2008

House of the Dead (Funny Version)

So, nun kommen wir endlich zum Boll. Mit dem Report aus Mainz wollte ich warten, bis meine US-DVD von "House of the Dead (Funny Version)" eingetroffen ist, und ich das vermeintliche Meisterwerk gesehen habe. Die offzielle Bezeichnung lautet "House of the Dead - Director's Cut", der Regisseur spricht aber selbst auch immer nur von der "Funny Version". Eigentlich lustig, da der Film auch in seiner Ursprungsversion schon über die Maßen funny ist, wenn man sich drauf einlässt. Nunja, schauen wir mal, was der Doktor hier gezaubert hat ...

Der Film beginnt mit einer neuen Szene, in der unser gefesselter Uwe von Terroristen bedroht wird. Für seine Verbrechen an der Filmwelt soll er hingerichtet werden. Okay, Selbstironie ist immer gut. Mehr als ein Lächeln zaubert das aber nicht auf mein Gesicht. Eben ein weiterer Fall der gnadenlosen Selbstvermarktung des Doc Boll, der sein schlechtes Image bis aufs Letzte ausreizt. Bollsploitation? Naja, weiter geht's! Der Film an sich wird mit (mehr oder weniger lustigen) Sprechblasen und einem Man-O-Meter aufgepeppt, das die männlichen Darsteller in Schlüsselszenen von Sissie bis Obermacho bewertet. Naja. Auch der oft dazu eingespielte Applaus oder das Ausbuhen machen die Sache nicht lustiger. Interessant ist, dass Boll scheinbar beim Dreh bereits eine durchgeknalltere Fassung im Kopf hatte: Über den Film verteilt kommen immer wieder Variationen bereits bekannter Szenen, in denen allerhand Blödsinn angestellt wird. So tanzen die Jungs und Mädels in einer Polonäse beim Rave-Massaker an, oder beschweren sich den Tränen nahe darüber, dass der Film dieses blöden Deutschen das Ende ihrer Karriere wäre. Der Gipfel ist schließlich eine Szene gegen Ende in der Mine: Boll fährt chauffiert von einem Mooszombie in der Bergwerksbahn vorbei, um die gehetzten Darsteller ein Stück mitzunehmen. Eigentlich eine nette Idee, nur leider mutiert "House of the Dead" dadurch zu einer Art "Superhero/ Dating/ Scary/ weiß-der-Geier-was Movie". Trotz des Vorsatzes, den Film lustiger zu machen, ist das Original weit witziger! Absurd, um mal eins der Lieblingswörter des Herrn Boll zu benutzen. Viel über Änderungen bei den Dialogen kann ich nicht sagen, da ich mir das Werk bloß im Audiokommentar-Modus gegeben habe. Das hat bisher noch jeden Boll-Film aufgewertet. Anfangs ist er auch noch sehr redselig, erzählt von den Problemen beim Dreh, geht auf die Änderungen ein und teilt kräftig in alle Richtungen aus. Nach dem vierten (oder fünften?) Handygespräch verfällt er aber zunehmend ins Schweigen und checkt seine E-Mails (!) während der Film vor sich hin plätschert.
Tja, was soll ich sagen? Ich mochte "House of the Dead" schon in seiner Ursprungsfassung nicht, und der "Videogame Movie", den man nun draus gemacht hat, ist nicht unbedingt besser. Als Bonusmaterial wäre das Ding durchaus interessant, aber im Nachhinein bereue ich die 10 Euro, die ich dafür geblecht habe.

Dabei ist Uwe Boll so ein netter Kerl! Kommen wir deshalb mal zum Anlass meines Aufenthalts in seiner Toilette. Nein, nicht, was ein paar Pappnasen jetzt vielleicht denken! Wir hatten einen Interview-Termin bei Uwe Boll zuhause in Mainz.

Nach vier Stunden Autobahn kommen wir an, fahren die imposante Auffahrt zu seinem Anwesen hoch, das direkt neben einer Betonfabrik liegt, packen das Equipment aus und klingeln. Der Haustürschlüssel steckt von außen! Hundegebell. Hey, die Boll-Dawgs kenne ich doch aus den Audiokommentaren! Boll öffnet, schaut uns irritiert an: "Hatten wir einen Termin?" Ja, den haben wir. Schon vor Wochen ausgemacht. Er bittet uns rein. "Geht schonmal durch ins Wohnzimmer, ich hab hier noch ein Interview. Bin gleich da." Wie sich später herausstellt, war es ein Interview mit der Financial Times, der es finanziell nicht so gut zu gehen scheint. Schließlich schlägt der Redakteur Bolls Angebot, ein Taxi zu rufen, ab und fragt nach der nächsten Bushaltestelle. Aber machen wir mal chronologisch weiter.
Wir kommen ins Wohnzimmer des riesigen Hauses, das gute fünf Jahre leerstand, bevor Uwe Boll es sich günstig zulegte. Okay, in einen Teil des Wohnzimmers. An die Entertainment-Ecke ist noch ein größeres Zimmer angeschlossen. Mit großem Tisch und einer Hundecouch (das sagen uns die vielen Haare auf den Decken). Die haben sich die Vierbeiner aber auch verdient. Die beiden Audiokommentar-Stars sind richtig lieb und knuddelig. Vorher wohnte der umstrittene Regisseur zusammen mit seiner damaligen Freundin in einer Dachwohnung in der Mainzer Innenstadt, wie uns der Redakteur des Frankfurt Journals erzählt, der etwa eine viertel Stunde nach uns ankam. Aber ich greife ja schon wieder vor! Das Haus ist unglaublich karg eingerichtet, man könnte meinen, dass noch nie eine Frau hier war. Einer der Kollegen bemerkt treffend: "Hey, wenigstens weiß ich jetzt, dass auch Filmregisseure Spinnweben haben!", und deutet auf eine Ecke des Entertainmentzimmers. Außer Spinnweben gibt es noch eine bequeme Couch und einen riesigen Fernseher an der Wand. Der DVD-Player steht zusammen mit einem Sat-Receiver und der Surround-Anlage auf dem Boden. In einem kleinen Rollregal finden sich diverse DVDs, ein Plattenspieler und einige Bücher - oben drauf thront der Subwoofer! Das habe ich auch noch nie gesehen. Eigentlich gehört so ein Ding auf den Boden, möglichst in eine Ecke. Aber bestimmt nicht auf Kopfhöhe in ein schmuckloses Regal.
Irgendwann trifft besagter Redakteur des Frankfurt Journals ein, der gekommen ist, um sich "Far Cry" anzusehen, und wird direkt zu uns ins Wohnzimmer geschickt. Nach weiteren 5 Minuten lugt Boll zu uns rein: "Es wird noch ein bisschen dauern. Wollt ihr was trinken? Kommt mal mit in die Küche!" Er zeigt uns, wo Gläser, Wasser, Apfelschorle sind, bietet noch schnell die Benutzung des imposanten Kaffee-Automaten an und verdrückt sich wieder in Richtung Arbeitszimmer. Da stehen wir nun - alleine in Uwe Bolls Küche. Nicht, dass jemand geschnüffelt hätte, aber im Gefrierschrank findet sich neben einem Pizza-Turm auch ein Hundenapf mit gefrorenem Wasser. Hmm ... gefrorenes Wasser für die Hunde? Warum? Für schlechte Zeiten? Egal.
Zurück ins Wohnzimmer. Schließlich muss das Interview vorbereitet werden. Der große Tisch eignet sich wegen des Panoramafensters mit Blick auf den Main gut als Schauplatz des Spektakels, also stellen wir dort die Kamera auf. Dabei sticht uns ein Zettel ins Auge: "Alles putzen, alles waschen!" Wie Boll uns später erklärt, ist das eine Nachricht für seine Eltern, die sich um alles kümmern, während er für Dreharbeiten in Kanada ist. Alles putzen, alles waschen. Okay ...

Während unseres Gesprächs entpuppt sich Boll als überaus coole Persönlichkeit: Er hat zu allen Themen eine (meist fundierte) Meinung, nimmt das Internet-Bashing als gegeben hin, erzählt von einem 100-seitigen "Tetris"-Drehbuch, das ihm jemand geschickt hat, klärt die "Metal Gear Solid"-Sache auf, zieht über die Chefs von Rockstar Games her, berichtet von Dreharbeiten, beklagt sich durchaus berechtigt über Hollywood-Mechanismen und spoilert dabei völlig ungeniert und beiläufig das Ende seines Films "1968 Tunnel Rats". Danke, Herr Boll! Der Typ hinter der populären Hassfigur ist jemand, mit dem man gerne abends losziehen könnte, um ein Bierchen zu trinken. Völlig offen, kumpelhaft, sympathisch.
Der Hammer kommt aber noch: Als wir mit dem Interview fertig sind, lasse ich meine "Schwerter des Königs"-Blu-ray signieren, Boll drückt mir noch ein "Tunnel Rats"-Poster in die Hand, und verschwindet dann mit den Worten: "Ich muss jetzt unbedingt noch mit den Hunden raus. Ihr könnt aber in aller Ruhe euer Zeug packen, ihr wisst ja, wo's raus geht." Tja, plötzlich sind wir alleine in Uwe Bolls Haus. Nicht zu vergessen, der Kollege, der sich im Arbeitszimmer immer noch "Far Cry" anschaut. Beim Rausgehen bemerken wir die sperrangelweit geöffnete Tür und die von außen steckenden Schlüssel. Vor ungebetenen Gästen hat Herr Boll scheinbar genauso wenig Angst wie vor Kritikern und Bashern.

Freitag, September 19, 2008

Motzcorner

Es gibt so Momente, da verfluche ich meinen Job. Ganz speziell, wenn ich die Woche aus dem Urlaub gekommen bin, eine Version erst zwei Tage vor dem Abgabetermin des geplanten 6-seitigen Artikels eintrudelt, ich das Ding spielen soll, und dann in kräftezehrender Nachtarbeit auch noch was möglichst Kreatives dazu schreiben muss. Wie das Endresultat ausfällt, kann ich noch nicht sagen. Habe gerade erst 3000 von 12000 Zeichen zu Papier ... äh ... Monitor gebracht. Bis morgen mittag sind's zum Glück noch ein paar Stündchen, in denen ich vielleicht was Annehmbares zustande bringe. Wenn ich nicht nochmal abschweife, im Netz surfe oder sinnlose Blogeinträge verfasse. Schlafen kann ich jedenfalls vergessen! *seufz*

Freitag, September 12, 2008

Die Heldentat des Tages

Wow! Ich habe heute Uwe Bolls Toilette benutzt!
Mehr dazu später. :)

Mittwoch, September 10, 2008

Shorties: Noch mehr Fantasy Filmfest

Das hatte ich auch noch nie: War in gleich zwei Städten beim Fantasy Filmfest! Nachdem mir in Frankfurt zwei der geplanten Filme durch die Lappen gegangen sind, habe ich sie kurzerhand in München nachgeholt.


Mirrors
Ich habe ein Problem mit asiatischen Horrorfilmen. Keine Ahnung, was es genau ist, aber ich habe mich weder beim Original-"Ring" noch beim US-Remake gegruselt. Das war einfach langweilig. Genauso geht's mir auch mit den meisten anderen Asia-Horrormovies. "Mirrors" ist das US-Remake des koreanischen "Into the Mirror", den ich allerdings nicht kenne. Was mich vor allem dazu getrieben hat, mir das Ding anzusehen, war Regisseur Alexandre Aja ("The Hills have Eyes", "High Tension"). Ich wollte einfach sehen, ob mein derzeitiger Lieblingsfranzose eine ähnliche Splatter-Party wie in seinen vorangegangenen Werken veranstaltet. Nunja, mit Splatter war außer zwei sehr effektvoller Szenen nicht so viel, dafür fand ich den Film um dämonische Spiegel allerdings recht spannend. Hauptdarsteller Kiefer Sutherland schaltet gegen Ende in den Jack-Bauer-Modus und brüllt einer Nonne (!) mit vorgehaltener Waffe sogar entgegen: "Don't make me threaten you!"
"Mirrors" kann man sich durchaus ansehen, wenn man keine überragenden darstellerischen Leistungen (vor allem von den beiden Kindern), ein vollauf logisches Drehbuch oder eine Splatter-Granate erwartet.
Wertung: 3,5 von 5


The Midnight Meat Train
Basierend auf einer Kurzgeschichte von Clive Barker metzelt sich Vinnie Jones als Metzgermeister durch U-Bahn-Wagons. Ein Fotograf kommt ihm allerdings auf die Schliche und macht sich daran, dem blutigen Treiben ein Ende zu setzen. Interessante Ausgangssituation, die durch viel zu viel uninteressantes Füllmaterial torpediert wird. Hier zeigt sich wieder einmal, dass Verfilmungen von Kurzgeschichten besser auch im Kino Kurzgeschichten bleiben sollten, wenn man keinen ordentlichen Drehbuchautoren findet, der das Material gekonnt erweitert. So wirkt der "Midnight Meat Train" eher wie eine unglaublich in die Länge gezogene Folge von "Tales from the Crypt". Ich bin mir sicher, dass man den Film ohne Probleme zu einer 25-Minuten-Angelegenheit runterkürzen könnte und damit die langweilige Kinofassung sogar locker übertrumpfen würde. Immerhin sind die (wenigen) Morde trotz Computer-Gekröse ganz nett anzuschauen und größtenteils einfallsreich inszeniert. Kein Wunder, ist doch der Bereich "innovativ-blutige Action" das einzige Gebiet, auf dem Regisseur Ryuhei Kitamura ("Versus", "Godzilla: Final Wars") zu Glanzleistungen imstande ist. Beim Erzählen von Geschichten hat der maßlos überschätzte Japaner nach wie vor massive Probleme.
Wertung: 2 von 5

Freitag, September 05, 2008

Shorties: Fantasy Filmfest und mehr

Urlaub ist super! Endlich genug Zeit fürs Kino: eine Woche – sechs Filme! Deshalb nur ein paar platzsparende Kurzreviews.

Martyrs (Fantasy Filmfest)
Zum Auftakt meiner diesjährigen vier FFF-Besuche gab’s gleich richtig in die Fresse: Die Franzosen haben in letzter Zeit so einige kranke Filme auf die Welt losgelassen, "Martyrs" toppt in Sachen schonungslose Härte aber alle. Splatter gibt es dabei sehr wenig, der Film bezieht seine Wirkung vor allem durch die in der zweiten Hälfte kompromisslose Darstellung einer Folterung, um den Willen einer Person zu brechen und sie auf das große Finale vorzubereiten. Das Finale ist allerdings auch der große Schwachpunkt des bis dahin spannenden und Magengruben-aufwühlenden Films. Ähnlich wie bei "High Tension" wird zu dick aufgetragen. Trotzdem definitiv nichts für schwache Nerven. "Martyrs" ist das, was der unfähige Eli Roth mit "Hostel" gerne geschafft hätte. Ich weiß, dass die Phrase ziemlich abgedroschen ist – aber hier passt sie einfach so gut wie die ebenfalls abgedroschene Faust aufs Auge. Extrem menschenverachtend und chancenlos für eine unangetastete Veröffentlichung in Deutschland. Wenn überhaupt. Paradoxerweise lief direkt im Anschluss an diese filmische Wurzelbehandlung leichte Kost in Form von "My Name is Bruce". Kontrastprogramm vom Feinsten.
Wertung: 4 von 5



My Name is Bruce (Fantasy Filmfest)

Bruce Campbell ist Gott – es wurde Zeit, dass ihm endlich ein filmisches Denkmal gesetzt wurde! Und weil das niemand besser könnte, als er selbst, hat Mr. Evil Dead in "My Name is Bruce" neben der Hauptrolle auch gleich die Regie übernommen. Seit Jahren kursieren im Netz Gerüchte über den Film, der immer und immer wieder verschoben wurde. Extra für das Fantasy Filmfest hat Bruce persönlich die Fertigstellung eines Zelluloid-Prints forciert. Angeblich. Herausgekommen ist auf jeden Fall ein unterhaltsames Filmchen, das geradezu überschäumt vor Selbstironie und Zitaten. Allerdings ist gerade das letzte Drittel ziemlich zäh, und das Gesamtwerk bleibt trotz des großen Unterhaltungsfaktors etwas hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das mag auch am nicht gerade großzügigen Budget liegen, vor allem der Dämon, wegen dem ein Fan sein ausgebranntes Zombiekiller-Idol ins heimische Dörfchen holt, sieht ganz schön nach Karneval aus. Wer auf Bruce Campbell steht, wird dennoch sehr viel Spaß haben.
Wertung: 3 von 5



JCVD (Fantasy Filmfest)
Einen Tag nach Bruce Campbell wagt Jean-Claude Van Damme seine filmische Selbstdemontage: Der schlicht "JCVD" betitelte Film lässt den Spagat-Meister nach enttäuschenden Videopremieren-Rollen du einem Sorgerechtsstreit in seine Heimat Belgien zurückkehren, wo er in einen Banküberfall gerät und sich ganz anders als in seinen Filmen zeigt. Im Gegensatz zu "My Name is Bruce" ist "JCVD" kein turbulenter Gute-Laune-Film, sondern eine Mischung aus Drama, Thriller und Komödie. Und zwar genau in der Reihenfolge. Besonders bewegend ist Van Dammes angeblich improvisierte Ansprache ans Publikum, in der er über Karriere, Drogen und Frauen redet und sogar in Tränen ausbricht. Gestellt? Glaube ich nicht so richtig. Wenn doch, steckt viel mehr schauspielerisches Talent in den Muscles from Brussels, als bisher bekannt. Eine der köstlichsten Szenen ist ein Telefonat mit Van Dammes Agenten, der ihm erzählt, dass sein nächster Film ohne ihn gedreht wird. Das Studio hätte die Rolle an „Steven“ gegeben, der dafür sogar seinen Pferdeschwanz abgeschnitten hatte. Trotzdem kann auch "JCVD" nicht über die gesamte Länge bei der Stange halten. Gegen Ende zieht sich’s dann doch sehr in die Länge.
Wertung: 3,5 von 5



Die Mumie 3 (Kino)
Einen Tag nach Van Damme habe ich es doch noch geschafft, mir "Die Mumie – Das Grabmal des Drachenkaisers" im Kino anzusehen. Tja, was soll ich sagen? Die Kritiken waren größtenteils vernichtend, erwartet habe ich eigentlich nicht viel. Überraschenderweise fand ich den Streifen um Längen besser als seine Vorgänger. Ich kann nicht genau sagen, warum. Möglicherweise liegt’s am fehlenden Slapstick-Overkill, der mir die beiden Vorgänger vermiest hat. Vielleicht liegt’s auch am Austausch des Regisseurs durch Rob Cohen. Bekannterweise darf sich Stephen Sommers ja derzeit an der Demontage des amerikanischen Phänomens "G.I. Joe" versuchen. Auch die so oft geäußerte Kritik an Maria Bello, die Rachel Weisz als Evie ersetzt, kann ich nicht nachvollziehen. Gute Wahl sage ich nur, konnte ich mit der überdrehten Evie aus den Vorgängern noch nie besonders viel anfangen. Maria Bello bringt die Rolle etwas bodenständiger und ernsthafter rüber. Überhaupt ist der Film zwar überdreht, aber lange nicht so außer Rand und Band wie die Sommers-Mumien. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber gegen Ende geht auch diesem Streifen die Luft aus. Und warum man für die Rollen des Drachenkaisers und der Zauberin unbedingt Jet Li und Michelle Yeoh besetzen musste, erschließt sich mir aus dem etwa 1-minütigen, unspektakulären Kampf der beiden nicht so ganz. Aber naja, unterhalten wurde ich trotzdem bestens.
Wertung: 3,5 von 5



Outlander (Fantasy Filmfest)
Aliens gegen Wikinger in einer Neuinterpretation der Beowulf-Sage – klingt nach Spaß! Und tatsächlich: Der mit knapp 50 Millionen US-Dollar recht moderat budgetierte Kracher macht vieles richtig. Aber auch einiges falsch. Um das in letzter Zeit scheinbar Unvermeidliche hinter mich zu bringen, sag ich’s lieber gleich: Gegen Ende geht dem Film etwas die Luft aus. So, geschafft. Nun zum Positiven. Die Computer-Effekte, in die wohl ein Großteil des Budgets geflossen ist, sind wunderbar gelungen, wobei sie sich lediglich auf die Darstellung eines Monsters sowie einige Sci-Fi-Flashbacks mit fremdartigen Planeten beschränken. Aber es gibt Filme, die auch das locker verbockt hätten. Ansonsten gibt es genau das, was man erwartet: harte Kerle, klirrende Schwerter, Minimal-Dialoge zum Mitgrunzen und viel Blut. Warum "Outlander" nicht ins Kino kommt, sondern (zumindest in den USA) gleich auf DVD verwurstet wird, will sich mir nicht so ganz erschließen. Mit etwas Feinschliff und Werbung taugt das Ding wunderbar zum moderaten Leinwanderfolg. Die Story vom notgelandeten Außerirdischen, der ein Monster auf die Erde bringt und es zusammen mit einem Wikingerstamm zur Strecke bringen will, ist auf jeden Fall prima für einen Männer-Filmabend geeignet.
Wertung: 4 von 5



Wanted (Kino)
Hah! Eins vorweg: Hier zieht sich gar nix! Trotzdem ist nicht alles eitel Sonnenschein: "Wanted" drückt zwar durchgängig aufs Gaspedal, doch richtig zünden will der überdrehte Action-Cocktail um eine Killersekte, die ihre Opfer von einem Webstuhl mitgeteilt bekommt, nicht. Vor allem die Autostunts, die eigentlich keine Stunts, sondern Computeranimationen sind, wirken trotz anderer übertriebener Dinge wie im Bogen geschossener Kugeln und an Superkraft grenzender Fähigkeiten der Killer einfach lächerlich. Das liegt auch an der Häufigkeit dieser Sequenzen: Hätte man nur einen oder zwei der Autotricks in den Film gepackt, würden sie wahrscheinlich anders wirken. Auch der Rest des hyperaktiv fotografierten Streifens ist nicht viel besser: Reizüberflutung bis zum Erbrechen! Ich kann Wackelkameras nicht ausstehen, komme aber prinzipiell damit klar. Bei "Wanted" hatte ich allerdings wegen extremer Close-Ups und rasend schneller Schnitte gelegentlich kurze Anfälle von Desorientierung. Wenn das das Action-Kino der Zukunft sein soll, sage ich nur Gute Nacht!
Wertung: 1,5 von 5