Wikinger, Schwerter, Muskeln, Gemetzel ... was soll da schon schief gehen? Mit dieser Erwartungshaltung bin ich ins Kino gegangen, um mir Marcus Nispels ("Texas Chainsaw Massacre" Remake) neuestes Werk "Pathfinder" anzusehen. Der Trailer hat durchaus Appetit auf mehr gemacht: Düstere Bilder, viel Schwertgeklirre und ordentlich Blut. "Freigegeben ab 18 Jahren" lautet der reisserische Schlusssatz der TV-Werbung. Na prima!
Ich mag Karl Urban. Seine Rolle als Held der Spieleverfilmung "Doom" war cool, ebenso hat er die Auftritte in "Herr der Ringe" und "Die Bourne Verschwörung" souverän gemeistert. In "Pathfinder" gibt er den Sohn eines Wikingers, der von Indianern aufgezogen wurde. Erst im Abspann erfährt man übrigens, dass die Figur "Ghost" heißt. Ich mag auch Clancy Brown. Unvergessen als diabolischer Gegenspieler von Connor MacLeod in "Highlander" oder Ausbilder Zimm in "Starship Troopers". Irgendwie mag ich sogar Ralf Möller, der hier mit obertrashigem Make-Up als grimmiger Handlanger agiert. Dummerweise hat keiner der Darsteller die Möglichkeit, seiner Figur so etwas wie Persönlichkeit zu verleihen. Bei Urban scheitert es scheinbar an der Motivation (oder doch dem mangelnden Talent?), denn genügend Screentime und Potenzial sind vorhanden, die anderen Charaktere leiden unter dem unglaublich oberflächlichen Drehbuch und der Wikinger-Verkleidung, da sie ständig mit voller Panzerung und riesigen Helmen rumlaufen. Überhaupt sind die Wikinger, die in "Pathfinder" etwas unmotiviert auf den Kriegspfad gehen, um scheinbar ohne triftigen Grund Indianer abzuschlachten, dank der an sich sehr coolen Rüstungen ziemlich austauschbare, gesichtslose Fieslinge. Nicht viel anders verhält es sich mit den amerikanischen Ureinwohnern: Der Zuschauer kann keine emotionale Bindung zu den Figuren aufbauen, und so ist es letztenendes völlig egal, wenn ein ganzer Trupp von ihnen in eine von Urban nach Rambo-Vorbild vorbereitete Falle tappst und elendig krepiert. Was normalerweise eine verdammt tragische Wendung mit einer Möglichkeit zur Vertiefung des Ghost-Charakters gewesen wäre, verkommt durch das miserable Drehbuch und die einfallslose Regie Nispels zu einer Szene, die (zumindest mich) völlig kalt gelassen hat. Der ganze Film plätschert unbeholfen vor sich hin, wird mal langweilig, mal ärgerlich, aber nie spannend. Überhaupt leidet der Film stark unter dem untalentierten Regisseur, der es nicht schafft, die Kämpfe, die ja eigentlich das Salz in der Suppe sein sollten, spannend zu inszenieren oder seine Darsteller ordentlich zu führen. Auch der Schnitt ist sehr konfus, ja bisweilen sogar stümperhaft, und Gift für die an sich gut gefilmten Bilder. Der Abschuss ist dann das Finale, das aus einem unspannenden Gerangel an einer Felswand besteht und mit peinlichen Archiv-Aufnahmen von Lawinen sowie unsäglichen Computertricks "verfeinert" wurde. So etwas sieht man eigentlich nur bei billigen Videopremieren! Ach ja: Und wieso zum Teufel spricht Ghost nach 15 Jahren bei den Indianern noch fließend und akzentfrei "Wikingisch"?
Fazit: Ich habe mich über das rausgeworfene Geld geärgert. Der Film hat im Kino nichts zu suchen und wäre in einem Videotheken-Regal besser aufgehoben.
Wertung: 2 von 5
Das "Freigegeben ab 18 Jahre" im Trailer war wirklich süß... Na ja, anschauen werde ich mir den Film nach all den Verrissen nicht.
AntwortenLöschenDu kannst dich dann schon mal auf "300" freuen, der sogar in USA ein Kinoerflog ist.
Schade, hatte mir von Pathfinder eigentlich recht viel erhofft...naja wenigstens kann ich mir jetzt das Geld fürs Kino sparen.
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