Von der „Mission: Impossible“-Kinoreihe als Serie zu sprechen, würde den bisherigen drei Filmen nicht gerecht, sind sie doch so grundverschieden wie ihre Regisseure: Brian De Palma schuf mit dem ersten Teil einen gut besetzten, spannenden Spionagethriller, der zwar mit einer starken Wendung auftrumpfte, den Team-Aspekt der zugrundeliegenden Fernsehserie „Kobra, übernehmen Sie!“ allerdings zu Gunsten der Figur des Ethan Hunt (Tom Cruise) ziemlich in den Hintergrund rückte. Die Fortsetzung „Mission: Impossible 2“ konzentrierte sich unter der Regie von John Woo noch stärker darauf, eine explosive Einmann-Show rund um Tom Cruise zu zelebrieren. Der Regieveteran gab sich redlich Mühe, dem Film seinen persönlichen Stempel aufzudrücken: Wilde Stunts, Schießereien und in Zeitlupe herumflatternde Tauben findet man über den ganzen Streifen verteilt. Jedoch musste sich der Hongkong-Regisseur aufgrund der vertraglich festgelegten Jugendfreigabe so stark zurückhalten, dass weder ein harter Actionkracher noch ein leidlich spannender Agentenfilm dabei herauskam. „Mission: Impossible 2“ entfernt sich so sehr vom Vorgänger, dass man sich fragen muss, ob der Film nicht vielleicht in einem Paralleluniversum angesiedelt ist.
„Mission: Impossible 3“ ließ lange auf sich warten, kam aber schließlich unter der Regie von J. J. Abrams in die Kinos. Erneut schlug man eine andere Tonart an, wurde wieder bodenständiger und orientierte sich stärker an der Fernsehserie -- doch nicht nur am Original, sondern auch an Abrams’ eigener Serie „Alias: Die Agentin“. Böse Zungen behaupten, „Mission: Impossible 3“ sei eher eine Kinoversion dieser Serie denn ein würdiger Teil der Kinoreihe. Doch da „Alias“ selbst schon wie eine stark modernisierte Variante von „Kobra, übernehmen Sie!“ anmutete, ist die Diskussion müßig. Teil 3 ist ein grundsolider, spannender Agentenfilm, der endlich das Team stärker in den Vordergrund rückt als seine Vorgänger es taten. Für „Mission: Impossible - Phantom Protokoll“ zeichnet erneut J.J. Abrams verantwortlich -- allerdings nur als Produzent. Für die Regie gewann man den Pixar-Mann Brad Bird („Ratatouille“, „Die Unglaublichen“). Ob das der Serie wohl gut tut?
„Mission: Impossible - Phantom Protokoll“ ist nicht nur das erste Sequel der Reihe ohne Ziffer im Titel, sondern auch die erste „echte“ Fortsetzung in Bezug darauf, dass sie die Geschehnisse und Charaktere des Vorgängers aufgreift -- lustig allerdings, dass Ving Rhames, die neben Cruise einzige Konstante der bisherigen Filme, nicht mitmischen darf. Doch worum geht’s eigentlich? Der Film beginnt mit einer Mission der IMF (Impossible Mission Force): Das Team befreit Ethan Hunt aus einem russischen Knast. Warum der Superagent einsitzt? Dieses Geheimnis wird erst im Lauf des Films gelüftet und ist Teil einer Nebenhandlung, die Bezug auf den vorangegangenen Film nimmt. Wieder in Freiheit soll Hunt für die CIA den Kreml infiltrieren und dort sensible Daten klauen. Unter Einsatz von viel Makeup und modernster 3D-Kinotechnik schafft es Hunt zusammen mit dem frisch vom Technologieexperten zum Außenagenten aufgestiegenen Benji Dunn (Simon Pegg) auch bis in den Archivraum -- nur um festzustellen, dass ihm jemand zuvor kam. Ein fingierter Funkspruch enttarnt das IMF-Team kurz bevor im Kreml eine Bombe hochgeht. Natürlich nehmen die Russen nun an, dass das amerikanische Agententeam hinter der Explosion steckt. Dem US-Präsidenten bleibt nichts anderes übrig, als das Phantom Protokoll in Kraft treten zu lassen, wonach die IMF aufgelöst wird und sämtliche Agenten für vogelfrei erklärt werden. Hunt und seine Kameraden müssen untertauchen, kommen jedoch hinter die Identität des wahren Bombenlegers, der den wahnsinnigen Plan verfolgt, Russland und die USA in einen Atomkrieg zu verwickeln. Die Jagd beginnt und führt das Team von Russland über Dubai bis nach Indien.
Wie schlägt sich Brad Bird, der für zwei wundervolle Pixar-Trickfilme verantwortlich zeichnet, als Realfilmregisseur? Nicht schlecht! Bird hat seine Darsteller im Griff und erweist sich als äußerst geschickt wenn es darum geht, atemberaubende Actionszenen zu inszenieren. Der Film ist voller Explosionen, Verfolgungsjagden und wilden Stunts, ohne dabei allzu sehr in Richtung Krawallkino zu gehen oder Bourne-typisch die Kamera zu verwackeln. Die ruhige Bildführung ist beinahe erfrischend altmodisch, wenn man „Mission: Impossible - Phantom Protokoll“ mit anderen aktuellen Blockbustern vergleicht, deren Action-Choreografien in Schnittgewittern und verwackelten Close-Ups untergehen. Und wenn Tom Cruise per Saugnapfhandschuhen an der Fassade des höchsten Gebäudes der Welt hochklettert, ist das ein Moment wie aus einem guten James-Bond-Film. Überhaupt lehnt sich „Mission: Impossible - Phantom Protokoll“ ziemlich stark an die Bondreihe an, rückt dabei aber das Team um Ethan Hunt als beinahe gleichberechtigten Partner ins rechte Licht. Bei diesem Abenteuer funktioniert tatsächlich nichts ohne Teamwork: Der ehemalige Einzelgänger muss anderen vertrauen, um sein Ziel zu erreichen. Bravo! Genau so sollte ein „Mission: Impossible“-Film gestrickt sein. Hier passt sogar der profillose Bösewicht mit seinem simplen Plan, die Welt zu zerstören, gut ins Bild.
Wertung: 4 von 5
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