Dienstag, November 27, 2012

Dredd 3D

In einer düsteren Zukunft sind weite Teile der USA verwüstet. Einige Städte haben sich zu gigantischen Komplexen zusammengeschlossen, den sogenannten Mega Cities. Hier schaffen die Judges Recht und Ordnung - sie sind Richter, Geschworene und Henker in einer Person. Der härteste unter ihnen ist Dredd. Allein die Nennung seines Namens sorgt bei Verbrechern für volle Hosen.
In Dredd 3D muss der Judge in Begleitung eines Rekruten mit seherischen Fähigkeiten für Ordnung in einem der Blocks von Mega City 1 sorgen, in dem sich Drogendealer eingenistet haben. Doch das ist nicht ganz einfach, denn die Anführerin Ma-Ma hat sich ganz oben, einen Kilometer über dem Boden verschanzt und hetzt ihre Untergebenen auf die Ordnungshüter.


Wenn ich an Judge Dredd denke, komme ich nicht umhin, ein Bild von Sylvester Stallone im Kopf zu haben, wie er in voller Judge-Montur vom Lawmaster steigt und unter heftigem Beschuss "I am the law!" brüllt. Und damit sind wir auch schon beim so ziemlich einzig erinnerungswürdigen Eindruck der 1995er-Version von Judge Dredd: der Block War. Schön düster, kompromissloses Geballer, Explosionen, markige Sprüche. In der Neuverfilmung des Comics wird das, was in der Stallone-Version gerade mal 10 Minuten zu sehen war, auf knapp 100 Minuten ausgedehnt. Yeah!

Im Prinzip ist Dredd 3D nichts anderes, als die Abbildung eines typischen Arbeitstages von Judge Dredd (Karl Urban): Der grimmige Zukunftscop soll Rekrutin Anderson (Olivia Thirlby) beurteilen und will sie in Aktion erleben. Dabei geraten die beiden in eine ziemlich beschissene Situation, als sich im Block "Peach Trees" die Atomschutztore schließen und durchgeknallte Drogenjunkies Jagd auf sie machen. Dealerin Ma-Ma (Lena Heady), eine Ex-Prostituierte, die ihrem ehemaligen Zuhälter das Gemächt abgebissen hat und sich so Respekt verschaffte, will die Judges tot sehen. Sie sollen nicht herausfinden, dass die Droge Slo-Mo, die für Zeitlupenartige Wahrnehmeung sorgt und schnell abhängig macht, in Peach Trees hergestellt und vertrieben wird. Den Judges bleibt nichts anderes übrig, als sich Stockwerk für Stockwerk ganz nach oben vorzuarbeiten, um Ma-Ma in Haft zu nehmen oder an Ort und Stelle hinzurichten.

Hört sich verdächtig nach The Raid an, ist aber kein Abklatsch, sondern sogar früher in Produktion gegangen als der gefeierte Actioner aus Indonesien. Und beim Plot enden auch schon die Gemeinsamkeiten mit dem Martial-Arts-Kracher, denn Dredd 3D ist anders als The Raid ein durch und durch gelungener Film. Statt die Kämpfe ewig lang auszuwälzen, macht Dredd lieber kurzen Prozess. Ein Schuss in die Brust hier, eine Kugel in den Kopf da, ein hunderte Meter langer Sturz dort. Um nochmal zum 95er-Film zurückzukommen: So gut der Anfang von Stallones Judge Dredd auch war - der Block War wurde eher harmlos dargestellt. Vielleicht war daran der Versuch Schuld, den Streifen auf PG-13 herunterzukürzen. Eine Szene, die mich schon immer maßlos geärgert hat, war jedenfalls die groß angekündigte Sprengfalle im Lawgiver (die Pistole der Judges): "Das Ding reißt dir den Arm ab!" ... und dann gibt's einen öden Stromschlag. Nicht so in Dredd 3D: Hier reißt die Explosion eines widerrechtlich genutzten Lawgiver tatsächlich die Hand des Trottels ab, der versucht, damit zu schießen. Ähnlich blutig und kompromisslos ist auch der Rest des Films. Dredd macht keine Gefangenen (na gut, einen) und vollstreckt Todesurteile am laufenden Band. Dabei platzen Wangen in Zeitlupe weg, und Kugeln suchen sich in Detailaufnahmen ihren Weg durch Verbrecherkörper.

Dredd 3D ist keine Actionorgie. Tatsächlich hatte ich etwas mehr Action erwartet. Gerade am Ende ist man vielleicht etwas enttäuscht, wenn Dredd sich zum letzten Gefecht aufmacht, die treibende Musik anschwillt ... und dann schon wieder alles vorbei ist. Doch das ist nicht schlimm, denn die tolle, Comic-nahe Atmosphäre, Karl Urbans akurat-grimmige Dredd-Darstellung mit stets heruntergezogenen Mundwinkeln (und tatsächlich immer dem Helm auf dem Kopf) sowie die für etwas Substanz im Plot sorgende Rekrutin Anderson machen die etwas einfallslosen Schießereien wett. Was mir besonders gefällt, ist die Bodenständigkeit von Dredd 3D: Bei einem Budget von knapp 40 Millionen US-Dollar sind natürlich keine großartigen Effekte und Bauten wie im Stallone-Vehikel drin. Trotzdem hat man das Beste draus gemacht und einen klasse Actionfilm abgeliefert, der in seiner ruhigen, aber kompromisslosen Machart etwas an die guten, alten 80er-Jahre erinnert. Einfach ein schöner Comicfilm für Erwachsene.

Zum Schluss möchte ich noch Kinokritiker Hans-Ulrich Pönack zitieren (der eine oder andere kennt ihn vielleicht aus dem Sat-1-Frühstücksfernsehen): "Der Drecksfilm „Dredd“ ist totaler gewaltverherrlichender Unfug. Blödsinn. Eine Widerwärtigkeit von Action-Faschismus. Hölzern, stets unsinnig in Sprache und Gestus, sinnleer. Ach so ja, dies gab’s vor Jahren schon mal, beim Ami-Streifen „Judge Dredd“ von 1995, als sich Sylvester Stallone in der Titelrolle lächerlich machte und für eine „Goldene Himbeere“ nominiert wurde. War das damals nur bescheuert, ist die Neuverfilmung heute düstere, eklige Voll-Scheiße."

Herrlich! Wenn ein Kritiker, der auf weichgespülte Hollywood-Kacke und Romanzen steht, Dredd 3D dermaßen fertig macht, kann der Film nur gut sein. :)

6 Kommentare:

  1. Endlich jemand der meine Meinung teilt. Ich find Dredd klasse. Gut, das 3D war wiedermal überflüssig, aber der Film großartig. Ich finde auch Karl Urban war eine gelungene Besetzung. :)

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  2. Anonym5:12 PM

    Mega geiler Film. Endlich mal wieder ein harter Aktion ohne Schnörkel und Gelaber.

    Spannend und gut bis zum Schluss !

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  3. Der Trailer sah zwar nach typischer neumodischer Action-Scheiße aus, aber ich hör nun eigentlich nur gutes über Dredd. Und hey, sogar der neue Universal Soldier war richtig gut! Und The Raid war ja wohl wirklich ein Knaller :P

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