Was für ein Titel! Wie ich schon bei “Ninja” schrieb, mag ich Titel, die den Filminhalt auf den Punkt bringen. “A Dangerous Man” ist insofern zutreffend, dass Steven Seagal hier nicht “Out for Justice” oder “On Deadly Ground” ist, sondern einfach nur ein mies gelaunter Ex-Special-Forces-Ex-Knacki, der jeden platt macht, der ihn auch nur schief ansieht. Ein gefährlicher Mann eben. Passender angesichts des Vokabulars, das Steven hier benutzt, wäre zwar der Titel “A Bad Motherfucker” gewesen, aber ich will mal nicht so sein. Es scheint, als hätte man das “Drehbuch” während des Drehs verfasst und einfach überlegt, wie man Szenen mit einem grimmig dreinschauenden oder einem Knochen brechenden oder einem rumpöbelnden Steven Seagal einigermaßen logisch aneinanderreihen könnte. Was dabei heraus kam, hat als nachvollziehbare Geschichte weder Hand noch Fuß … dafür aber einige unglaubliche WTF-Momente.
Noch eine Anmerkung: Leider konnte ich keine Szenenbilder finden, war zu faul selbst welche zu machen, und habe deshalb ein paar hübsche Google-Treffer eingearbeitet ;)
”A Dangerous Man” beginnt mit einem Straßenräuber, der nachts auf einer menschenleeren Straße Shane Daniels’ (ich bleib ab jetzt bei Steven Seagal) unglaublich junge Ehefrau aus dem Auto zerren will. Doch da walzt eine breite Silhouette heran und verfolgt den Burschen. Am nächsten Tag wird der arme Kerl tot in der Gosse aufgefunden. Ist Steven zu weit gegangen? Scheint so, denn er wird schuldig gesprochen und in den Bau gesteckt. Warum? Weil die Polizei herausfindet, dass er ein Ex-Special-Forces-Mitglied ist. Das scheint den Jungs zu genügen. Wie sind sie auf Steven gekommen? Gab es Zeugen? Wir werden darüber im Dunkeln gelassen. Ist aber doch auch egal … schließlich braucht Steven irgendeinen Grund, um an irgendwem Rache zu nehmen, oder?
So wandert unser beleibter Held also in den Knast und scheint dort seine Liebe zur Urban Culture zu entdecken: Er trägt ein Kopftuch und redet von nun an wie ein afroamerikanischer Straßengangster … nennt später sogar einen weißen Jungen bizarrerweise “White Boy”. Seine Frau verlässt ihn per Brief. Nach sechs Jahren wird der Fall neu aufgerollt, unterschlagene DNS-Beweise entlasten Steven. Aha! Jemand hat ihn reingelegt … Wenn das kein Grund für einen Rachefeldzug ist! Als Entschädigung für die Zeit im Gefängnis händigt man Steven außerdem 300.000 Dollar aus, die er nach anfänglichem Zögern in einer Sporttasche mit sich herumträgt (“Your Honor, I don’t know, why people think that money can replace a life. I don’t believe that money can buy back my name, my wife, my family, my reputation, all that I’ve lost. I don’t want your money. I want my life back!”). Genug Kohlen, um Waffen und was man sonst noch für einen Racheakt braucht, zu kaufen.
Tja, was soll ich sagen? Der komplette Anfang war wie bereits bei "The Keeper" für’n Arsch! Was nach Stevens Entlassung aus dem Bau folgt, nimmt nämlich keinerlei Bezug mehr auf den Mord, die unterschlagenen Beweise oder die 300.000 Dollar in der Sporttasche. Stevens Motivation ist die Suche nach einem neuen Zuhause! Und dabei ist er ganz schön angepisst, wie zwei Möchtegern-Gangster auf schmerzhafte Weise erfahren müssen. Sie lauern Steven vor einem kleinen Laden auf und wollen ihn ausrauben. Gelangweilt klärt Seagal sie auf, was Sache ist: “I just got out of prison for somethin’ I didn’t do. And before that I used to … like … you know, study real hard and learned all kinds of ways to kill motherfuckers just like you. So let me go, just let me go on by … or I’ll fuck you up ugly.” Daraufhin macht einer der beiden tatsächlich den Fehler, eine Waffe zu ziehen. Er lernt schnell, aber leider zu spät: Never fuck with Steven motherfuckin’ Seagal! Muss wohl am fortgeschrittenen Alter liegen ... Früher vermöbelte Steven seine Gegner und fragte dann, was es noch brauche, um einen Mann von Grund auf zu ändern. Heute prügelt er sie nur noch in Grund und Boden.
Nachdem er die zwei Typen effektiv zu Brei geschlagen hat, wird Steven Zeuge einer Schießerei, in deren Verlauf er eine junge Asiatin und einen russisch-amerikanischen Jungen rettet. Die Asiatin verspricht, ihm dabei zu helfen, ein neues Zuhause zu finden, wenn er ihr hilft, ihren Onkel zu befreien, der in die Fänge der Triaden geraten ist. Der russische Junge verspricht ihm hingegen Hilfe, falls er irgendwann mal in der Klemme stecken sollte. Was soll ich noch weiter erzählen? Steven mischt im weiteren Verlauf jede Menge Typen auf (auch ungerechtfertigt, wenn’s sein muss), verbündet sich mit der russischen Mafia, tritt gegen korrupte Cops (die aber nichts mit seiner Verurteilung zu tun haben) und die Triaden an, und kriegt zum Schluss natürlich die etwa 19-jährige Asiatin als Betthupferl (Warum tut er das immer wieder? Er ist fett und alt, und sie ist jung und hübsch! *würg*).
An sich ist “A Dangerous Man” kein besonders guter , ja nicht mal ein mittelmäßiger Film. Das Werk lebt einzig und alleine vom “gefährlichen Mann” Steven Seagal, der hier eine so bizarre Figur spielt, dass man die Augen nicht abwenden kann. Immer wieder kommen Momente, die man einfach nicht glauben kann: Der Barkeeper in der Kaschemme des Russenmafia-Bosses fragt Steven ganz freundlich, was er denn in seiner Sporttasche hat … und wird dafür nach Strich und Faden verprügelt! Auch die Art der Gewaltausbrüche ist stellenweise so heftig, dass man sich nur noch verdutzt die Augen reibt. Klar, Steven wird in einigen Szenen sichtbar gedoubelt. Klar, ab und zu spricht er mit einer anderen Stimme. Aber anders als die vielen Videoproduktionen, die Steven unter Nu Image oder Sony Pictures heruntergekurbelt hat, ist “A DAngerous Man” ein Film der guten schlechten Sorte: Die Regie ist okay, die Kämpfe schön blutig und kompromisslos (wenn auch teilweise beschleunigt), und obwohl man sich immer wieder fragt, was zur Hölle denn da gerade passiert, hat man Spaß am Film.
Wertung: 3 von 5
Und hier noch der Trailer, der ganz gut andeutet, was man vom Film zu erwarten hat:
Mann, dass klingt ja eher nach einer satirischen Biopic über Stevies Leben, mit dem Filmtitel und dann noch die schöne Bilderauswahl in deinem Blog. ;)
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