Mittwoch, Januar 06, 2010

Ninja

Ich liebe es, wenn ein Filmtitel sofort klarmacht, um was es geht: “Ninja” ist simpel und trifft den Nagel dennoch auf den Kopf. Hier geht es um Ninjas! Der Rohrkrepierer “Ninja Assassin” hingegen lässt den Kenner zunächst stutzen. Der Titel ist doppelt gemoppelt, weil Ninja und Assassin im Prinzip dieselbe Bedeutung haben. Oder sollte der Titel auf einen Killer hinweisen, der sich vornehmlich um Ninjas kümmert? Wohl kaum.
”Ninja” vom israelischen B-Film-Regisseur und Kampfkünstler Isaac Florentine hätte zwar auch “American Ninja” heißen können, da es um einen amerikanischen Ninjakämpfer geht, doch dieser Titel ist ja bekanntlich schon vergeben.

In dem von Nu Image produzierten Actionspektakel dreht sich alles um eine uralte Kiste, die Yoroi Bitsu. In der schlummert die antike Arbeitskluft eines Vorfahren des Ninja-Dojos, in dem der Amerikaner Casey aufwuchs. Casey hat einen erbitterten Rivalen in der ansonsten brav trainierenden Ninja-Familie: Der grimmige Masazuka gönnt dem Gaijin nicht die Stellung des Klassenprimus. Als es im Trainingskampf zu einer ernsthaften Auseinandersetzung zwischen den beiden kommt, greift der weise Sensei ein und setzt Masazuka vor die Tür. Enttäuscht schlägt er sich mit Hightech-Anzug als “Ninja for hire” durch und kehrt eines Tages ins Dojo zurück. Er fordert vom Sensei die Herausgabe der Truhe, die er von rechts- und linkswegen als sein legitimes Erbe ansieht. Doch der Meister wirft ihn erneut hinaus und schickt die Truhe nach New York. Dort kommt es nach einigen deftigen Handgemengen zum großen Showdown der Ninjas.


”Ninja” braucht zwar ein wenig Zeit, um in Fahrt zu kommen, doch nach knapp 30 Minuten reiht sich eine Actionszene an die andere. Anders als im Kino-Gegenstück “Ninja Assassin” mit seinen Maschinengewehr-Wurfsternen und Pixelblut-Fontänen beschränkt sich der Einsatz von CGI in der Videopremiere auf das Nötigste – rote Flecken auf weißen Kleidungsstücken sowie hier und da ein paar Blutspritzer. Klar, das hätte man auch auf die altmodische Art machen können, doch was soll’s? Es kommt nie zu einem Computergrafik-Overkill … und das ist in heutigen Zeiten immerhin auch was wert! “Ninja” beschränkt sich außerdem nicht auf drei Waffen, sondern lässt die Figuren mit allem zu Werke gehen, was die Ninja-Mythologie hergibt: Neben dem Katana kommen Blasrohre, Rauchbomben, Gift, Bo und sogar Pfeil und Bogen zum Einsatz.
Richtig coole Kämpfe gibt es zuhauf. Vor allem die U-Bahn-Sequenz hat mir gut gefallen: Trotz des beengten Raums hat man eine ansehnliche und vor allem harte Choreographie auf die Beine gestellt.


Die Action ist fantastisch und vor allem übersichtlich: Es gibt keine verwackelten Bilder oder Choreographie-vernichtenden Close-Ups während der Kämpfe. Hauptdarsteller Scott Adkins (bekannt aus “Undisputed 2” oder meinetwegen auch als Waffe-XI in “X-Men Origins: Wolverine”) bleibt zwar in den Handlungsszenen drehbuchbedingt sehr blass, doch wenn’s ans Eingemachte geht, ist er ganz in seinem Element. Schön, dass man nach zahllosen Boxgroup-Sängern und fachfremden Schauspielern endlich mal wieder einen echten Martial Artist in der Rolle eines Kämpfers sehen darf!
Anders als Adkins überzeugt Masazuka-Darsteller Tsuyoshi Ihara (“Letters from Iwo Jima”)auch außerhalb seiner Kampfszenen. Die Figur des bösen Ninja ist tatsächlich um ein Vielfaches interessanter als sein profilloser Gegenspieler.


Etwas befremdlich wirken zuweilen die Studiokulissen: Gedreht wurde “Ninja” in den bulgarischen Nu Image-Studios, die seit neuestem über eine New York-Kulisse verfügen. So umgeht man zwar gekonnt den typischen Videopremieren-Ostblock-Look, doch an dem einen Straßenzug sowie der einen Dachkulisse hat sich der Zuschauer schnell sattgesehen … zumal das Budget offensichtlich nicht ganz reichte, eine überzeugende Skyline in die Greenscreen-Aufnahmen zu kopieren. Doch das ist alles nebensächlich, denn genau wie erwartet ist Isaac Florentines Werk ein mehr als solider Beitrag zum Martial-Arts-Genre. Ich wünschte nur, irgendjemand würde dem Mann endlich mal ein vernünftiges Budget in die Hand geben. Nicht auszudenken, was Florentine mit entsprechendem Produktionsetat auf die Kinoleinwand zaubern könnte!

”Ninja” erscheint in Deutschland Ende März auf DVD und Blu-ray (geschnitten mit FSK-18-Freigabe, ungeschnitten mit dem Segen der Juristenkommission). Das dürfte in etwa zeitgleich zur Heimauswertung von “Ninja Assassin” sein. Ich kann nur jedem raten, das Joel Silver-Abfallprodukt im Regal stehen zu lassen und sich für den Ninjafilm ohne Dämonen, hektische Schnitte und Dialogszenen auf RTL-Fernsehfilm-Niveau zu entscheiden. “Ninja” wischt mit dem “Ninja Assassin” den Boden auf!"

Wertung: 4 von 5

1 Kommentar:

  1. Als mit Ninjas ist automatisch gleich mal um einiges cooler. Auch Blogbeiträge. Habe ich schon erwähnt, dass ich es toll finde, dass du die Trashcorner wieder eröffnet hast? ;)

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