Sonntag, Januar 07, 2007

Punisher vs. Punisher

Gerade habe ich mir mal wieder "The Punisher" mit Dolph Lundgren reingezogen und dachte, dass ich ja eigentlich mal einen Vergleich zur Neuverfilmung des Stoffes mit Thomas Jane ziehen könnte. Im Nachhinein muss ich feststellen, dass die Idee zwar gut war, dabei aber ziemlich viel Text herausgekommen ist. Aber egal ... here we go! ;-)

The Punisher (1989)
Die erste Verfilmung des Marvel-Comics zeigt uns Dolph Lundgren (mit schwarz gefärbtem Haar und äußerst ungesunder Gesichtsfarbe) als schwer bewaffneten Vigilanten Frank Castle, der nach dem Anschlag auf seine Familie jeden Lebenswillen verloren hat und in einer Ein-Mann-Aktion alle Verbrecher bestrafen will. Sein Motto lautet: "Wenn du schuldig bist, bist du tot!" Um nicht von der Polizei gefunden zu werden, versteckt sich der in den Medien als "Punisher" bekannte Ex-Cop in den Abwasserkanälen New York Citys. Als Gianni Franco, der Mafiaboss und Drahtzieher des Anschlags auf die Castle-Familie, aus dem Exil zurückkehrt, spitzen sich die Dinge zu, da gleichzeitig auch die Yakuza, die japanische Mafia, in New York eintrifft und die kriminellen Aktivitäten komplett an sich reißen will. Es kommt zu einem Krieg zwischen Punisher, Mafia und Yakuza. Um diesen Krieg zu gewinnen, muss sich Castle sogar mit seinem schlimmsten Feind verbünden, als er schließlich das Hauptquartier der Japaner stürmt.

Comic-Nähe: Bis auf den Hauptcharakter hat die Verfilmung aus dem Jahr 1989 nicht viel mit der Vorlage zu tun. Selbst das bekannte Totenkopf-Logo darf Castle in dieser Version nicht tragen. Es kommt lediglich auf Dolchen zum Einsatz, die der Punisher mehrmals einsetzt. Laut Drehbuch sollte sich Castle das Logo vor dem Showdown auf eine kugelsichere Weste sprühen, doch den Produzenten war das zu Comic-like (wtf? Es handelt sich doch um eine Comic-Adaption, oder?). In einer subtileren, stilisierten Form taucht das Logo dennoch auf: Wer genau hinsieht, erkennt im Gesicht Lundgrens die Form des Totenkopfes. Bartstoppeln bilden auf der kalkweißen Gesichtshaut des Punishers die vertrauten Umrisse des Schädels.
Auf seinen damals in den Comics aktiven Sidekick Microchip, der ihn mit technischen Spielereien versorgte und sich um den "Battle Van" kümmerte (und den er kurz vor der Einstellung der Comic-Reihe eigenhändig umbrachte), muss Frank in der Film-Version verzichten. stattdessen hat man ihm als Informanten einen versoffenen Penner zur Seite gestellt, der ständig Shakespeare zitiert und nur in Reimen spricht. Kein guter Tausch! Ebenfalls neu sind Castles Gespräche mit Gott. Das passt einfach nicht zur Comic-Figur, verfehlt im Film aber nicht seine Wirkung. Schließlich wäre da noch der von Louis "für Geld mache ich alles" Gossett Jr. verkörperte Detective Berkowitz. Im Film ist er Franks Ex-Partner, der seit dem Anschlag auf der Suche nach ihm ist. Nur er ist davon überzeugt, dass Castle noch am Leben ist und sich als Punisher durch die Unterwelt mordet. Die Figur trat im Comic nie auf. Ebensowenig die Schurken Franco und Lady Tanaka.
Auch der Drehort ist mit Sydney, Australien, das als New York herhalten muss, denkbar schlecht gewählt, da die unverwechselbare Aura der US-Stadt zu keiner Zeit rüberkommt.
Insgesamt taugt der Film als Adaption relativ wenig, da bis auf die Motive der Hauptfigur keine Elemente des Comics übernommen wurden.
von 5 Totenschädeln



Unterhaltungsfaktor:
"The Punisher" ist ein knallharter Actionfilm, der Ende der 80er noch einmal das zusammenfasste, was das Jahrzehnt vor allem unter den Fans härterer Ballerkost ausmachte: Blutige Shoot-Outs und lockere Sprüche. Zwar ziehen die Dialoge den Film nie ins Lächerliche, doch ab und an muss man doch darüber schmunzeln, was der Drehbuchschreiber den Figuren in den Mund legte. So antwortet Castle auf Berkowitz' Frage, wie er denn bitteschön 125 Morde in 5 Jahren rechtfertigen will, ganz trocken: "Vollstreckung. Was sonst?"
Die kompromisslosen Action-Szenen suchen teilweise auch heute noch ihresgleichen: Wenn der Punisher einen Angreifer aus nächster Nähe mit der Pumpgun wegpustet oder sich gegen Ende durch eine ganze Horde von Yakuza-Schurken metzelt, lacht das Herz des Action-Fans! Was die Mann-gegen-Mann-Kämpfe des Films so besonders macht, ist die Tatsache, dass sie nicht aufwendig choreographiert, sondern von den Darstellern improvisiert wurden. So verfehlen die unbewaffneten Fights zwar den Wow-Effekt gängiger Martial-Arts-Streifen, wirken aber authentisch und nachvollziehbarer.
Alles in allem ist der 89er "Punisher" ein Film, den man sich trotz der fehlenden Nähe zur Vorlage immer wieder ansehen kann, ohne dass Verschleißerscheinungen auftreten.
von 5 Totenschädeln



The Punisher (2004)
In der Neuauflage von 2004 präsentiert man uns Thomas Jane als Punisher: Als die Familie des ehemaligen FBI-Agenten Frank Castle bei einem von Mafiaboss Howard Saint (John Travolta) in Auftrag gegebenen Massaker ausradiert wird, schwört der einst lebensfrohe Mann blutige Rache. Nein, stopp! "Es ist keine Rache, es ist Bestrafung.", wie Castle im Film selbst sagt. Von aller Welt für tot gehalten, quartiert er sich in einer schäbigen Mietswohnung in Florida ein und schaltet nacheinander Saints Gefolgsleute aus, bis er schließlich zum großen Sturm auf die Zentrale des Verbrecherbosses bläst.

Comic-Nähe: Viele Szenen der Neuverfilmung wurden 1:1 aus den Marvel-Comics übernommen. Das ist zunächst einmal eine gute Sache und ein klarer Fortschritt zum Lundgren-Film von 1989. Allerdings werden hier zwei verschiedene Figuren durcheinandergewürfelt.
Da wäre zum einen der besessene, beinahe psychopathische Punisher aus den 80ern. Die entsprechenden Comics waren kaltschnäuzig und ohne aufgesetzt wirkenden, auflockernden Humor. Beispiele für Szenen aus dieser Ära sind die "Folterung" mit dem Schweißbrenner und dem Eis am Stiel, die aus der Serie "Punisher Warzone" (#1) übernommen wurde, und der abschließende Sturm auf Howard Saints Club, inklusive dem auf die Kevlar-Weste gemalten Totenkopf (aus der Graphic Novel "The Punisher: Year One").
Im krassen Gegensatz dazu stehen die Elemente, die man aus dem Neustart der Reihe übernommen hat. Hier werden vor allem Ereignisse aus der Miniserie "Welcome back, Frank" gezeigt. Dazu zählen im Wesentlichen die Nachbarn, denen man deutlich anmerkt, dass sie aus einer anderen Epoche stammen, sowie der Angriff des bulligen Russen. Sie tragen ganz deutlich die Handschrift des Comic-Autoren Garth Ennis, der von Marvel damit beauftragt wurde, den Punisher neu zu erfinden. Sein Frank Castle ist ein anderer als der altbekannte Rächer aus den 80ern. Das Universum des Ennis-Punishers ist übersät mit skurrilen Gestalten und schwelgt in übertriebener Gewaltdarstellung.
Dieser unpassende Mix zweier Figuren bricht der Adaption meiner Meinung nach das Genick. Entweder man entscheidet sich dazu, den Punisher als Menschen zu zeigen, wie man es im Lundgren-Film tat, oder man orientiert sich an der übertriebenen beinahe-Witzfigur, die Garth Ennis aus ihm gemacht hat. Beides zusammen passt einfach nicht!
Abgesehen davon hat man sich einige Freiheiten erlaubt: Castle ist nun kein Ex-Cop mehr, sondern ehemaliger FBI-Agent (warum auch immer), und die Handlung hat man kurzerhand vom düsteren New York ins sonnige Florida verlegt, da das besser ins Budget passte. Wie im Vorgängerfilm ist auch der Hauptbösewicht keine Figur aus dem Comic, sondern wurde speziell für den Film geschaffen. Auch die Tatsache, dass Frank sich der Öffentlichkeit präsentiert, als man ihn gemeinhin für tot hält, trägt nicht gerade zur Vorlagen-Nähe bei.
Wenigstens hat es diesmal aber das Punisher-Logo in den Film geschafft - wenngleich die Erklärung dafür eher dürftig ist: Castles Sohn schenkt ihm ein pechschwarzes T-Shirt mit weißem Totenkopf-Aufdruck, das ihn beschützen soll. Nach dem Anschlag auf die Familie treibt das T-Shirt im Wasser, und Frank nimmt es als einzige Erinnerung an sich. Was ist das denn bitte für ein Bullshit? Im Comic "Year One" taucht das Symbol erst vor dem Showdown auf, als der Punisher es sich wie im Film auf die kugelsichere Weste malt! Insgesamt ist die Nähe zur Vorlage zwar da, wird aber durch den unausgegorenen Mix zweier Universen beinahe wieder zerstört.
von 5 Totenschädeln



Unterhaltungsfaktor:
Was nach dem ersten Sehen vor allem auffällt, ist die Tatsache, dass der Film gut 30 Minuten zu lang geworden ist. Zwar wird der Zuschauer immer wieder mit gut inszenierten, im positiven Sinne altmodischen Action-Einlagen bei der Stange gehalten, doch dazwischen ist einfach zu viel Leerlauf. Man hätte den Film deutlich straffen und vor allem nicht so schnarchig inszenieren sollen. Dann wäre ein brauchbarer Film dabei herausgekommen. In dieser Form kann ich mir das Ding aber beim besten Willen nicht öfter ansehen. In den USA existiert sogar noch eine Extended-Version, bei der ein für die Kinofassung entfernter Handlungsstrang eingefügt wurde. Noch länger? Noch mehr langweilige Handlungsszenen? Nein danke!
von 5 Totenschädeln



Wer ist der bessere Punisher?
Im direkten Vergleich entpuppt sich Dolph Lundgren als der bessere der beiden Kino-Punisher. Seine Darstellung der Figur als ausgebrannter, beinahe schon wahnsinniger Bestrafer der Schuldigen kommt der Comic-Vorlage relativ nahe, während man Thomas Jane den gebrochenen Familienvater, der zur Selbstjustiz greift, nicht ganz abnimmt. Das liegt zum Teil an Jane selbst, der ständig dreinschaut, als hätte er sich gerade in die Hose gemacht, aber außerdem auch am unausgegorenen Drehbuch, das Castle plump vom toughen Killer zum in Selbstmitleid ersaufenden Selbstmordkandidaten und wieder zurück verwandelt.

Dolph Lundgren:
von 5 Totenschädeln



Thomas Jane:

von 5 Totenschädeln



Finaler Punktestand
Wir haben einen Gewinner: Dolph Lundgren tritt seinem Leinwand-Nachfolger gehörig in den Allerwertesten! Nicht nur kommt die Darstellung der Figur des Punisher der Vorlage am nächsten, auch der 89er-Film an sich ist das unterhaltsamere der beiden Produkte. Dafür kann die Neuverfilmung allerdings in Sachen Comic-Nähe punkten.

The Punisher (1989)
(11 Totenschädel)






The Punisher (2004)
(8 Totenschädel)

4 Kommentare:

  1. Ok, klingt ja alles soweit ganz plausibel, aber was gibt es denn an Tomas Janes Performance auszusetzen???
    Rein physisch passte er besser in die Rolle als zuerst gedacht, und auch sonst ziemlich in Ordnung (IMO)! Da fehlt mir noch eine kleine Begründung!

    Ade...
    MacLeod, der Nachtwächter

    AntwortenLöschen
  2. netter vergleich, ich mag beide filme, ich mag auch die us extended vom 04-punisher (die kuweit einführung, und zumindest die letzte szene des neuen nebenplotz find ich ne echte bereicherung) - allerdings ist der film tatsächlich viel zu lang
    der alte punisher gewinnt auch bei mir, dolph lundgren ist einfach so herrlich abgefuckt psycho und im geiste immernoch in vietnam - so wie ich den punisher aus den wenigen heften die ich gelesen habe kenne

    AntwortenLöschen
  3. Also ich finde es auch eine tolle Idee mit dem Vergleich. Allerdings gefällt mir der 04er Punisher auch besser. Als alter Comicfan (vor allem DC vs. Marvel) muss ich sagen, dass Tom Jane seine Sache sehr gut gemacht hat (zumindest im Vergleich zu Dolph; sie haben ihm schwarze Farbe ins Gesicht geschmiert, um einen Stoppelbart zu simulieren - wie armseelig) und das Hauptproblem des Films bei dem fehlenden Budget lag...Bin ich der einzige, den es stört, dass heutzutage jeder besch** Marvel-Held mehr Budget für eine Verfilmung zur Verfügung hatte als "The Punisher"?

    AntwortenLöschen
  4. Anonym10:25 AM

    Find den Vergleich ziemlich gut und kann mich nur anschliessen..
    Dolph rockt einfach,aber auch Jane find ich sehr symphatisch,zu symphatisch für den Punisher

    AntwortenLöschen