Freitag, September 07, 2007

Uwe Bolls Postal

So, heute hatte ich das Vergnügen, Uwe Boll treffen zu können, ihm eine halbe Stunde lang Fragen zu stellen und obendrein noch sein neuestes Opus "Postal" sehen zu dürfen. Fangen wir mal ganz von vorne an. Nach meiner Unterhaltung mit Doc Boll bin ich überzeugt: Das ist ein netter Typ mit dem Herzen am richtigen Fleck. Er hat über Filmfinanzierung geredet (auf dem Gebiet ist er ein echter Fuchs), enttäuschte Spielefans, Internet-Basher, die Intentionen, die er mit "Postal" hatte, und hat sogar damit rausgerückt, wie er Sir Ben Kingsley für "BloodRayne" verpflichten konnte. Auch die Geschichte mit der FSK-Prüfung zu "Postal" fand ich nett: Er ist wohl in der Erwartung hingegangen, keine Freigabe zu bekommen, doch die Prüfer fanden den Film spitze und entschuldigten sich angeblich sogar für die FSK 16. 12-Jährigen wollten sie das Werk dann doch nicht zumuten. Sehr redselig und sympathisch, der gute Mann. Dazu aber eventuell später mehr, falls ich das komplette Interview hier veröffentliche.

Kommen wir zur Hauptattraktion: "Postal". Die Story folgt den Erlebnissen des Postal Dude, der mit seiner 300-Kilo-Frau in einem Trailer Park lebt und irgendwann einfach die Schnauze voll hat. Zusammen mit seinem Onkel und einer Weltuntergangs-Sekte will er Spielzeugfiguren aus dem Vergnügungspark "Little Germany" (Besitzer: Uwe Boll im Bayern-Kostüm) stehlen. Allerdings ist auch die Al Kaida hinter den Püppchen her, denn in ihnen sind Ampullen mit dem Vogelgrippe-Virus versteckt. Es kommt zu einer Konfrontation, und irgendwann ballert jeder auf jeden. Wortwörtlich. Das ist die ganze Story. Ohne Scheiss.

Uwe Boll fühlt sich nach eigenen Aussagen etwas in die 60er-Jahre zurückversetzt: Seit dem Terroranschlag in New York hat man ständig bereits die Schere im Kopf, der Großteil der Hollywood-Filme besteht aus austauschbaren Ben Stiller-Komödien, überall wird mit der amerikanischen Flagge gewedelt. Uwe Boll findet das scheisse. Mit "Postal" wollte er bewusst Tabus brechen und die Politik aufs Korn nehmen. Warum darf man in Filmen keine Kinder erschießen? Uwe Boll tut das, um Sensationsjournalismus bloßzustellen. George W. Bush und Osama Bin Laden sind gar keine Feinde, sondern arbeiten Hand in Hand zusammen? Uwe Boll propagiert diese These im Film (Am Telefon: "Hey Osama, hier ist George W. Könntest du nicht eine Ölpipeline für mich in die Luft jagen? Die Versicherungssumme ist gigantisch."). Angst, selbst zum Opfer eines Anschlags zu werden, hat Uwe Boll nicht. Was er aber auch nicht hat, ist Talent. Schon in seinen vorherigen Spieleverfilmungen hat er gezeigt, dass ihm das Gespür für Timing und Dramatik fehlt. Allerdings konnte er dieses Handicap da zumindest mit einem extrem hohen Kunstblutverbrauch wieder wettmachen. "Postal" wird das filmische Unvermögen des Mannes, der immer mit den besten Vorsätzen an seine Filme herangeht, zum Verhängnis. Boll wollte eine tiefschwarze Komödie abliefern, seinen Worten zufolge "den wichtigsten Film der letzten zehn Jahre". Herausgekommen ist ein langweiliges Stück Zeitverschwendung, das zwar beste Ansätze für einige zündende Gags hat, aber an mangelhaftem Timing und schlechtem Schnitt leidet. Irgendwie habe ich Mitleid mit Uwe Boll. Er will zwar, kann aber nicht. Ich weiß, das habe ich schon einmal gesagt, aber vielleicht sollte er sich wirklich auf das Produzieren beschränken, denn das kann er. Komischerweise hat er diesmla allerdings keinen wirklich großen Namen verpflichten können. Nein, Ralph "Hai-Alarm auf Mallorca" Möller zählt nicht! Der Muskelmann aus Recklinghausen macht genau das, was er in jedem Film macht: Grimmig aus der Wäsche schauen und bei jeder Gelegenheit sein Gebiss entblößen. Mit dem darstellerischen Unvermögen reiht er sich aber wunderbar in die Riege der overactenden Darsteller ein, die die Dreharbeiten zu "Postal" scheinbar zu keiner Zeit ernst genommen haben.

Tja, wie bewerte ich den Film nun? Nach langem hin und her habe ich mich entschlossen, keine neue Tiefstwertung zu geben. "Return of the living Dead 5" bleibt mit einem Ergebnis von -2 weiterhin Spitzenreiter. Und immerhin habe ich bei "Postal" ungefähr fünf Mal gelacht. Der Film wird übrigens nur in wenigen Kinos zu sehen sein, da sich große Ketten wie Kinopolis und Cinemaxx angeblich nicht trauen, den Film zu zeigen.

Fazit: Gut gemeinte, aber fürchterlich daneben gegangene "Komödie", die auf Political Correctness scheisst.

Wertung: 0 von 5

9 Kommentare:

  1. Anonym9:01 AM

    Naja, hab mir letzte Woche "Operation Dancesensation" angeschaut....schlimmer kann Postal auch nicht sein ^^
    Irgendwie freu ich mich schon auf dieses neue Bollwerk ;)

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  2. Anonym9:53 AM

    Das ist ein netter Typ mit dem Herzen am richtigen Fleck.
    Das ist nicht dein Ernst, oder?
    Wenn man aus seinen Filmen (damit meine ich solche Werke wie "German Fried Movie", "Barschel - Mord in Genf" oder "Heart Of America") auch einen Hauch über den echten Boll lernen kann, dann garantiert nicht, das er sein "Herz am richtigen Fleck" hat...

    Ach ja:
    George W. Bush und Osama Bin Laden sind gar keine Feinde, sondern arbeiten Hand in Hand zusammen? Uwe Boll propagiert diese mutige These im Film
    Das findest du ernsthaft "mutig"? Wirklich? Ich glaube, Kai, du solltest weiterhin lieber über Masters Of The Universe schreiben...

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  3. Okay, mutig hätte ich wohl besser in Anführungszeichen gesetzt. Aber Boll ist ein wirklich sympathischer Typ. Was er mir über seine Filme erzählt hat, klingt tatsächlich so, als wolle er das richtige tun, kann es aber nicht. Als Filmemacher ist er halt ne Niete.

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  4. Anonym11:29 PM

    Okay, mutig hätte ich wohl besser in Anführungszeichen gesetzt.
    Vielleicht lag es ja an mir, aber ich konnte in deinem ursprünglichen Satz wirklich keine Ironie erkennen.

    Aber Boll ist ein wirklich sympathischer Typ. Was er mir über seine Filme erzählt hat, klingt tatsächlich so, als wolle er das richtige tun, kann es aber nicht. Als Filmemacher ist er halt ne Niete.
    Das er ein handwerklich völlig unbegabter Regisseur, ist klar. Ich meine aber den gedanklichen Inhalt seiner Streifen. Hast du einen meiner oben genannten Filme gesehen? Oder dir mal den Audiokommentar zu House Of The Dead angehört? Boll ist nicht nur schlecht, er hat auch ein Menschenbild bei dem ich, gelinde gesagt, einfach nur kotzen könnte. Boll ist primitiv. Jede Sekunde seiner Filme atmet das.

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  5. Anonym11:54 AM

    Wie kann man sich ein Urteil, über einen Menschen erlauben, den man nicht kennt.
    Das ist wieder diese "Talk-Show-Generation", alles verurteilen, und sich besser fühlen.

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  6. Anonym2:29 PM

    Ich denke schon, dass ich mir anhand verschiedenster Aussagen des Herrn Boll (und seiner Filme!) ein Bild über ihn machen kann.

    Übrigens machst du im zweiten Absatz deines Kommentars genau das gleiche, was du im ersten anprangerst...

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  7. Anonym2:56 PM

    Hab ich Namen genannt?

    Ein Mensch kann ja auch viele verschiedene Seiten haben, z. b. vor der Kamera, hinter der Kamera???!!! Erst wenn man alle Seiten kennt, kann man es sich erlauben, eine Meinung zu äußern, ansonsten macht es keinen Sinn.

    Mann kann den Charakter eines Menschen, doch nicht auf die Qualiät seiner Arbeit zurückführen???Dann gute Nacht Herr Schmidt!

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  8. Anonym12:32 AM

    Mann kann den Charakter eines Menschen, doch nicht auf die Qualiät seiner Arbeit zurückführen???
    *seufz*
    Es geht hier auch nicht um die "Qualität", sondern um die AUSSAGE, die praktisch in allen seiner Nicht-Videospielverfilmungen zu finden ist. Und seinem Online-Tagebuch. Und seinen Interviews. Und seinen Artikeln.

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  9. Anonym1:27 AM

    Ich habe den Kerl am Weekend of Fear gesehen, als sein Film Seed Premiere hatte. Ich muss Kai zustimmen, der Kerl ist locker und Seed fand ich auch gar nicht so schlecht. Gegen alle Mainstreamregeln.

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