Sonntag, September 16, 2007

Uwe Boll im Interview, Teil 1

So, ich habe mir mal die Mühe gemacht, die ersten 10 Minuten des Interviews mit Uwe Boll schriftlich festzuhalten. Getroffen habe ich den Doc im Münchener Forum Kino (beim deutschen Museum). Dort wird "Postal" wahrscheinlich auch ab dem offiziellen Starttermin zu sehen sein. Nur mal so als Tipp für interessierte Leser aus München, die den Film in keinen anderen Kinos finden können, weil die sich weigern, ihn zu spielen *g*



Herr Boll, wie fühlt man sich so als meistgehasster Mann im Internet?

Tja, äh, mittelmäßig. Viele haben ja die neuen Filme noch nihct gesehen, und vielleicht kann ich ja die Stimmung drehen mit Postal, FarCry und Dungeon Siege. Wird sich rausstellen. Wenn ich so was gefragt werde, sage ich immer: Das hat nen positiven und nen negativen Effekt. Ich hab aus den ganzen harschen Kritiken zu House of the Dead, Alone in the Dark auch Konsequenzen gezogen. Also, ich meine zu BloodRayne das Drehbuch war schon mal besser, wir haben auch viel mehr Zeit in die Drehbucherstellung gesteckt. FarCry war zweieinhalb Jahre, Dungeon Siege war anderthalb Jahre, und das hat sich schon gelohnt. Also ich glaube, die Filme sind einfach besser geworden. So, und, äh, natürlich hat man dann sein Image weg, und das Problem ist einfach, dass viele das gar nicht mehr offen gucken. Die sagen: "Ach, jetzt kommt wieder 'n Film vom Uwe Boll. Der ist bestimmt scheisse." Wenn man aber die Filme mal so nebeneinanderlegen würde und würde sie, sagen wir mal ohne Vorprägung, gucken, würde man schon Fortschritte sehen.

Was würden Sie zu einem dieser „Internet-Kritiker“ sagen, wenn Sie ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würden?

Ja, steh ich ja andauernd. Also, ich war letzte Woche in Seattle auf der Penny Arcade Expo. Da waren 2000 Leute, die haben mich ausgepfiffen, ungefähr 20 Minuten lang. Es war ohrenbetäubend, da kam überhaupt kein normales Gespräch zustande. Und dann durften die Fragen stellen, und es ging dann auch los: „Wieviele Filme machst du Arschloch denn noch?“ und so. Also es war richtig spaßig. Ich reis da an, ungefähr 6 Stunden, seh die Leute zum ersten Mal, die kennen mich auch nur übers Internet, und das fand ich einfach bescheuert. Als dann Feierabend war, bin ich von der Bühne runtergegangen, und da kamen dann bestimmt 300 Leute nach vorne. Da hab ich erst gedacht, jetzt wird ich bestimmt gelyncht, aber die hatten dann alle DVDs dabei, die ich signieren sollte. Da hab ich gesagt: „Jetzt kommt ihr und wollt Autogramme haben? Wieso habt ihr denn eben nicht auch mal geklatscht zwischendurch? Oder irgendwie auch mal ein positives Wort gesagt?“ Aber so ist das halt. Generell isses aber natürlich auch so: Wenn man jetzt ein Game immer und immer wieder gespielt hat, hat man vielleicht auch schon seinen eigenen Film im Kopf zusammengebastelt. Und deshalb hat vielen zum Beispiel Alone in the Dark auch nicht gefallen. Ganz einfach, weil der nicht so war, wie sie sich das gedacht haben vorher. Und da haben die auch nicht beurteilt, ob der Film vielleicht spannend wär oder so, sondern die haben alle gesagt: „Das ist doch alles scheisse, das hat doch mit dem Game nichts zu tun.“ Das versteh ich auch. Das ist so. Aber man kann eben auch einen Film nicht nur für die Fans von einem Game machen. Man muss einen Film machen, den eben auch andere Leute einfach so verstehen. Und bei Alone in the Dark muss man auch sagen … wenn ich hier schon mal ein Interview gebe, kann man auch ne Sache geradestellen … Die hatten ja damals Alone in the Dark 5 schon in Entwicklung, und das war ne ganz andere Story als das, was jetzt rauskommt. Die haben das Entwicklerstudio zugemacht in Los Angeles, und sie haben damals geplant, Alone in the Dark 5 fertig zu haben mit dem Film. Aber das kam dann gar nicht. Und dann stand ich da mit dem Film, und der Film hatte gar nix mit dem Game zu tun. Und jetzt kommen sie mit dem fünften Teil, aber mit ner ganz anderen Handlung eben. Im Central Park.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Spiele aus, die Sie verfilmen?

Also House of the Dead war Zufall. Da kam der Mark Altman von Mindfire mit dem Projekt, Sega hatte das Script schon approved, da war alles schon eingetütet. Ab Alone in the Dark bin ich rausgegangen, hab selber geguckt, ob ich irgendwelche Rechte akquirieren kann. Und da wollte ich natürlich die Games krigen, die ich selber ganz gut finde. Wo ich sage, das ist ein Game, wo ich auch Spaß dran habe, aber zusätzlich geht’s ja auch darum, ob ein Game nen guten Charakter hat, irgendwas hat, was filmisch ist. BloodRayne ist ja jetzt nicht das super Game, aber ich find einfach die Frau geil. Diese Frau mit den zwei Schwertern und so. Da hab ich mir gedacht, da kann man einfach ne super Filmfigur draus machen. Auch wenn das Game jetzt nicht das Highlight aller Zeiten war.

Also eine Verfilmung von, sagen wir mal … Pac-Man würden Sie nicht machen?

Nee. Also diese Pac-Man und Tetris und Asteroids sind nicht vorne auf meiner Liste. Aber das ist klar. Ich denke, das wichtigste ist ein guter Lead-Character. Wenn das nicht der Fall ist, kann man auch aufhören. Also, das hat ja gar keinen Zweck. Deswegen bin ich zum Beispiel auch mit Halo skeptisch. Halo ist ein sensationelles Game. Aber die Frage ist: Was will ich da eigentlich für nen Film draus machen? Wenn man jetzt Star Wars gemacht hätte ohne Han Solo … wer weiß, was da rausgekommen wäre. Bei Halo seh ich so’n Problem, was da unter Umständen kommen kann.

Arbeiten Sie eng mit den Spiele-Herstellern zusammen?

Also, die meisten Hersteller kassieren die Lizenzgebühr und melden sich nicht mehr. Also ganz im Ernst. Die, die sich wirklich drum kümmern, sind die Entwickler wie Crytek bei FarCry, Gas Powered Games bei Dungeon Siege, Running with Scissors bei Postal. Die sind super-interessiert, weil’s sozusagen ihr Baby ist. Die lesen das Script, kommen zum Set usw. Aber die Großen wie Atari, Sega machen gar nix. Majesco (BloodRayne) sind ja nicht mal zur Premiere nach L.A. geflogen, weil sie die 500 Dollar nicht ausgeben wollten für den Flug. Und da fragt man sich natürlich schon: Ist das so clever, was die Game-Companys machen? Alles was man da hinterher kriegt, sind Games zum Verlosen, aber es wird nicht wirklich Cross-Promotion oder so was gemacht. Nicht, weil sie den Film schlecht finden, den haben die noch gar nicht gesehen, sondern einfach so. Das kapier ich nicht. Die wollen ihre Lizenzgebühren kassieren und danach die Sintflut. Und dann hoffen sie, der Film wird ein Erfolg, damit sie mehr Games verkaufen können.

Sie arbeiten ja mit vergleichsweise niedrigen Budgets. Ist ihre künstlerische Freiheit da stark eingeschränkt?

Naja, es kommt drau an, was man für’n Genre macht. Postal zum Beispiel hat 15 Millionen gekostet, und der Film braucht auch nicht mehr Geld. Der spielt im White-Trash-Trailer-Park und hat ein paar Effekte und Explosionen. Aber man braucht zum Beispiel keine teuren Creatures. So’n Film war super vom Budget ausgestattet. BloodRayne, in Rumänien gedreht, hat zum Beispiel einfach das Geld nicht gehabt, um auch noch Stuntmen aus dem Ausland zu holen. Die Rumänen konnten kaum mit nem Pferd in den Hinterhof reiten. Das war einfach schwierig. Man hatte Stars und richtig schlechte Statisten oder Nebendarsteller, wo man auch ein bisschen mit dem Latein am Ende war. Man hat sie auch nicht verstanden. Die sprachen kein Englisch. Wir hatten so nen Dolmetscher. Und das hat natürlich auch nen riesen Unterschied gemacht zum Beispiel zwischen BloodRayne und Dungeon Siege, den wir ja in Kanada gedreht haben. Jeder Nebendarsteller oder auch wer Mini-Actionszenen drehte, war Stuntman, das war perfekt, und die hatten’s auch drauf. Und dann sind natürlich auch so Kämpfe anders. Wenn 30 Mann sich da kloppen, und in Rumänien hat man vielleicht zwei, die noch ganz gut aussehen, und der Rest ist nix … ähm … unterm Strich sag ich mal: Aus dem Budget, das da war, haben wir immer sehr viel Value rausgeholt. Die Filme sehen ja nicht billig aus. Und auch von der Besetzung her, oder bei Alone in the Dark die Creatures find ich, sehen gut aus. Da hätte ein Studio vielleicht das Doppelte für ausgegeben.

Sie habens ja gerade gesagt: Sie drehen vermehrt in Kanada. Warum nicht zum Beispiel in Deutschland?

Ja, wenn man Genre-Filme dreht, kriegt man in Deutschland natürlich keinen Support. Wir würden keine Förderung kriegen, wir würden keine Fernseh-Deals kriegen, und in Kanada gibt’s eben Wirtschafts-Förderung. Da krieg ich automatisch ungefähr 20 bis 25 Prozent vom Geld wieder. Und die amerikanischen Stars drehen natürlich lieber in Kanada als in Deutschland, also 2 Stunden von Los Angeles mit dem Flieger, ich krieg das Geld wieder, und es sieht aus wie in Amerika. Postal hätte man zum Beispiel hier gar nicht drehen können. Es muss ja auch nach Amerika aussehen. Aber Dungeon Siege hätte man auch hier drehen können. Und BloodRayne hätte man auch hier drehen können. Aber da ist natürlich Rumänien unschlagbar billig gewesen. Das waren 20 Prozent von den Kosten, die hier nötig gewesen wären.

Die meisten Ihrer Filme spielen das große Geld ja erst auf DVD ein. Jetzt haben Sie mit BloodRayne 2 eine Videopremiere abgedreht. Wie ist das als Regisseur so, wenn man weiß, der Film kommt nur auf DVD raus?

Naja, in Russland kommt er ja auch ins Kino, und im Mittleren Osten und Thailand auch. Einerseits denkt man sich natürlich „Scheisse!“, andererseits würde ich mich aber auch unwohl fühlen, wenn der Film in Amerika, wo der erste Film ja nicht funktioniert hat, ins Kino kommen würde, weil der würde ja auch floppen. Also das wäre ja der erste zweite Teil, der funktioniert, nachdem der erste Teil gefloppt ist. Das ist einfach Quatsch. Andererseits war ja BloodRayne vom Budget her, weil wir halt „Wilder Westen“ gedreht haben, mitten im Winter in so nem Westernstädtchen, preiswert machbar. Vom Budget her isses nicht nötig, dass der Film im Kino Geld einspielt, und sieht trotzdem so aus, wie wir uns das vorgestellt haben. So gesehen bin ich da jetzt nicht traurig. Ich würd auch gern BloodRayne 3 drehen, der dann im Zweiten Weltkrieg spielt. Also ich würd das gerne abrunden. Der Letzte ist dann wie das Spiel im Endeffekt. Also „BloodRayne Warhammer“. Das würden wir dann in Kroatien drehen, wo wir den Zweiten Weltkrieg gut nachstellen können. Wenn das auch wieder Direct-to-DVD wär, würd ich trotzdem wieder Regie führen, weil ich persönlich BloodRayne einfach geil find.





Keine Schnute ziehen ... Fortsetzung folgt!


3 Kommentare:

  1. Anonym5:57 PM

    Wenn man aber die Filme mal so nebeneinanderlegen würde und würde sie, sagen wir mal ohne Vorprägung, gucken, würde man schon Fortschritte sehen.....

    Isser nicht süß..:-P

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  2. Anonym12:05 AM

    Liegt das eigentlich an mir, oder haben wir hier nen zerstreuten Professor? Ich meine, das mag im tatsächlichen Gespräch anders rübergekommen sein, aber niedergeschrieben wirkt Doktorchen etwas...nun ja...blöde, oder?

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  3. Im Zuge eines Videospieleverfilmungen-Spezial-Podcasts hab ich mir in relativ kurzer Zeit alle Videospieleverfilmungen von Boll angesehen - und wenn ich jetzt im nachhinein dieses Interview lese, packe ich mir einfach nur an den Kopf. Wie weit weg von der Realität kann man eigentlich sein.

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