Mittwoch, Juli 11, 2012

Lockout

Lockout fängt richtig geil an: Ex-CIA-Agent Snow (Guy Pearce) sitzt gefesselt im Verhörzimmer und lässt einen Spruch nach dem anderen los (bevorzugt über die Frau des verhörenden Beamten) ... gefolgt jeweils von einem saftigen Faustschlag ins Gesicht. „That’s why it’s called a punchline.“ Snow soll bei einem verdeckten Einsatz einen Colonel ermordet und einen Koffer voller Beweise beiseite geschafft haben - das will der Secret-Service-Beamte Langral (Peter Stormare) mit eigenen Augen gesehen haben. Natürlich ist Snow unschuldig. Das ist dem erfahrenen Zuschauer bereits klar, bevor gegen Ende des Films die unglaublich konstruierte Auflösung präsentiert wird. Doch greifen wir nicht vor.

In einem Rückblick auf die schiefgelaufene Aktion darf das geneigte Publikum außerdem eine komplett in CGI realisierte Motorrad-Verfolgungsjagd durch die Straßen von New York miterleben. Mir ist an dieser Stelle tatsächlich die Kinnlade aus dem Gesicht gefallen. Nach dem Wiedereinrenken musste ich mir das Spektakel glatt noch einmal geben. Ja, sicher ... der Film spielt im Jahr 2079. Entsprechend futuristisch sehen die Fahrzeuge aus. Aber was spricht dagegen, die Verfolgungsjagd in echt zu drehen und anschließend etwas nachzubearbeiten? Das wäre die bessere Lösung gewesen, statt gleich zu Beginn des Films die schlechtesten Computereffekte der letzten 50 Jahre auf die Zuschauer loszulassen! Selbst alte Mega-CD-Spiele würden sich für eine solche Optik schämen.

Nunja, Snow hat jedenfalls einen Verbündeten bei der CIA, der versucht, ihm aus der Patsche zu helfen. Die Gelegenheit dazu ergibt sich, als die Tochter des Präsidenten (Maggie Grace) bei einem Besuch des Hochsicherheitsgefängnisses MS One, das in einer Erdumlaufbahn im All herumschippert, in die Wirren eines Gefangenenaufstands gerät und als Geisel einbehalten wird. Kurz vor seiner eigenen Einlieferung springt Snow dem Dasein als schockgefrosteter Gefangener von der Schneeschaufel und darf sich als moderner Snake Plissken versuchen: Er soll im Alleingang die First Daughter aus den Fängen der knapp 500 Schwerverbrecher befreien, damit ein Kampfgeschwader das Gefängnis mit Mann und Maus in Stücke schießen kann.

Klingt prinzipiell gar nicht schlecht und hat das Zeug zu einer unterhaltsamen Action-Orgie. Blöderweise hat man die Action vergessen. Was bleibt, sind die coolen Sprüche von Snow und ein unausgegorenes Drehbuch voller Storylücken und „gewollt, aber nicht gekonnt“-Momenten. Ganz nett auch die Verbeugung vor Stallones City-Cobra in der letzten Szene. Man merkt, dass Lockout gerne ein 80er-Actionkracher wäre, doch dieses Vorhaben scheitert noch grandioser als das ähnliche Ansinnen von The Expendables. Zum einmal anschauen sicher brauchbar, aber im Nachhinein ärgert man sich darüber, dass Produzent und Storygeber Luc Besson hier so viel Potenzial einfach durch die Luftschleuse ins Vakuum des Weltalls geblasen hat. Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn sofort bei Einsetzen des Abspanns nur noch Bruchstücke des Films im Gedächtnis bleiben.

4 Kommentare:

  1. GAMEPROFF7:23 AM

    hes back! :D

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  2. Orach9:29 PM

    Stimme mit deiner Kritik so ziemlich überein.
    Ich hatte mir echt mehr von dem Film erhofft .. schade. Vor allem die von dir angesprochene CGI-Verfolgungsjagd hat mich echt schockiert. oO
    Aber für einen netten Action-Abend reicht es noch gerade so. ;)

    Greetz Orach

    P.S.: Du hast deine Wertung vergessen.

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  3. Die Wertung habe ich nicht vergessen. Ich vergebe ab sofort keine mehr. Diese künstliche Vergleichbarkeit von Filmen durch Wertungen braucht eigentlich kein Mensch.

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  4. Orach4:47 PM

    Ah okay ... :)

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